Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Ich halte ferner dafür, daß nur bei Einhaltung des letzteren Prinzipes 
die großen Kosten für die Wehrmacht sich bezahlt machen, beziehungs¬ 
weise, daß umgekehrt nur bei diesem Prinzip die Möglichkeit vorliegt, 
die schweren Lasten für die Wehrmacht zu erleichtern, weil eben nur 
dabei die Konzentrierung der Vorkehrungen und daher auch der Aus¬ 
lagen für eine bestimmte Aktion möglich erscheint, während es andernfalls 
unvermeidlich ist, fortwährend auf alle möglichen von außen aufgedrängten 
Ereignisse gefaßt zu sein, also fortwährend eine schwere Rüstung zu 
tragen, welche dann oft gänzlich unverwertet bleibt, was einem Kapital¬ 
verlust von Millionen gleichkommt. 
Insbesondere ein Staat, welcher, wie die Monarchie, allseits von 
möglichen Gegnern umgeben ist, vermag es kaum zu leisten, daß er 
jederzeit auch allseits, daher auch eventuell gleichzeitig gegen mehrere 
Gegner schlagbereit sei; ich halte dafür, daß gerade ein solcher Staat 
mehr als jeder andere daran gehen muß, seine voraussichtlichen Gegner 
beizeiten festzustellen, und trachten muß, dieselben nacheinander nieder¬ 
zuringen, wenn nicht schon das Niederringen eines derselben ausreichen 
sollte, die anderen zur Aufgabe der Gegnerschaft bei Verfolgung ihrer 
politischen Ziele zu veranlassen. 
Was nun die Feststellung der voraussichtlichen Gegner anlangt, so 
bin ich der Meinung, daß hiefür nicht die momentanen Machthaber des 
betreffenden Staates oder die momentan zur Schau getragene Stimmung 
seiner Regierung bestimmend erscheinen, sondern daß hiefür ausschließlich 
die der Wesenheit des betreffenden Staates innewohnenden Entwicklungs¬ 
bedingungen und daher stets wieder durchschlagenden Entwicklungs¬ 
bestrebungen ausschlaggebend werden, daß es daher darauf ankommt, 
den Kalkül auf diese zu basieren. 
Geht man daran, die Nachbarn der Monarchie von diesem Stand¬ 
punkte aus zu beurteilen, damit man — und das ist für mich pflichtgemäß 
geboten — nicht nur die militärischen Chancen abwägen, sondern auch 
die unerläßlichen militärischen Vorkehrungen feststellen könne, so führt 
dies zu folgendem: 
Italien. Es ist unverkennbar, daß dieser Staat seit seiner nationalen 
Einigung ununterbrochen an Konsolidierung zunahm, daß er sich 
kommerziell, finanziell, politisch und ganz besonders auch in militärischer 
Hinsicht bedeutend entwickelte und mit allen Bestrebungen einer Gro߬ 
macht auf die Weltbühne getreten ist. Es muß besonders hervorgehoben 
weiden, daß es ein Irrtum wäre, die italienische Armee noch nach dem¬ 
selben Maßstab zu messen, wie im vorigen Jahrhundert; wird auch in
	        
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