Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Nutzen haben, weil sich seine Flottenübermacht gegenüber der deutschen 
mit jedem Jahre verringert. Mit Rücksicht auf die Bereitschaft der Bundes¬ 
genossen rät Frankreich, sich jetzt mit Deutschland zu verständigen.“ 
In diesem kurzen Satz ist die auf den europäischen 
Krieg abzielende Machenschaft von Österreich- 
Ungarns und Deutschlands Feinden unverblümt und 
terminsicher gekennzeichnet. 
Resümiert man die Enthüllungen des Dr. Bogicevic, so ergibt sich 
die vitale, unausweichliche Gefahr, die für Österreich-Ungarn in den 
hartnäckig und skrupellos verfolgten aggressiven Zielen Serbiens 
gelegen war. 
Wie meine dokumentarisch belegten Darlegungen erweisen, habe ich 
mich über diese Gefahr niemals getäuscht und unentwegt auf die einzig 
noch mögliche Folgerung hingewiesen, nämlich der Gefahr recht¬ 
zeitig zu begegnen. 
An Gelegenheit hiezu hat es nicht gefehlt, wohl aber an Entschlossen¬ 
heit und Voraussicht. 
Wenn auch die Veröffentlichungen des Herrn Dr. Bogicevic nicht 
schon so deutlich sprechen würden, zeigten die in der Folge eingetretenen 
Tatsachen, welche Wege Rußland und Serbien wandelten. 
Österreich-Ungarns Friedfertigkeit war ver¬ 
lorene Liebesmüh. 
Am Schlüsse der Darlegungen für das Jahr 1912 möchte ich noch 
— als Gedächtnisbehelf für den Leser — von den sonstigen bemerkens¬ 
werteren Ereignissen dieses Jahres die wichtigsten erwähnen: 
Deutschland: 
12. Jänner. Wahlsieg der Sozialdemokraten. (Scheidemann anfänglich zum 
Vizepräsidenten gewählt); 
13. März. Gültigkeitsbeginn des Marokko-Abkommens vom 4. Novem¬ 
ber 1911, auf das Frankreich einging, da ihm ein Krieg verfrüht 
gekommen wäre, das aber die Stimmung in Frankreich gegen 
Deutschland nur verschärfte. 
19. März speist Kaiser Wilhelm II. beim französischen Botschafter 
Cambon; Freundschaftsakt gegenüber Frankreich. 
21. Mai. Heeresvorlage angenommen. Jährliche Erhöhung des Rekruten¬ 
kontingentes um 29.000 Mann; Aufstellung zweier neuer Armeekorps 
(Allenstein und Saarbrücken); Verbesserungen bei den technischen 
Waffen. Drei neue Linienschiffe, zwei neue Kreuzer genehmigt. 
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