Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Im Sinne der Erneuerung des Dreibundes, womit die Monarchie ihr 
Bemühen deklarierte, mit Italien auf gutem Fuß zu stehen, legte der 
Militärattache in Rom, Oberstleutnant Graf Szeptycki, in einem vom 
15. Dezember datierten, an mich gerichteten Schreiben nahe, auch die 
Beziehungen zwischen den beiderseitigen Höfen intimer zu gestalten. 
Ich gebe daraus folgende Stelle wieder: 
„Unser Verhältnis zu Italien hat sich eigentlich gar nicht geändert; 
wir sind und bleiben die offiziellen Freunde, im Grunde 
genommen mag uns dennoch niemand. 
Die momentane militärische und finanzielle Schwäche, verursacht durch 
den libyschen Feldzug, hat wohl die Regierung veranlaßt, den Dreibund 
zu erneuern, übermäßig populär ist jedoch dieser Bund nicht. 
Ich glaube, daß es vielleicht von großem Vorteile wäre, voraus¬ 
gesetzt, daß wir uns der Freundschaft der Italiener 
vergewissern möchten, daß man in Wien durch Höflichkeiten 
und Entgegenkommen den hiesigen Hof sozusagen zu einem Hof 
ersten Ranges zu heben geneigt wäre.“ 
Diese Anträge entsprachen den Intentionen, wie sie vielfach auch in 
unsem offiziellen Kreisen herrschten, sie stießen aber auf die unüberwind¬ 
lichen Hindernisse, die durch die Rücksichten für den Vatikan geschaffen 
waren; im übrigen habe ich in Hinblick auf die großen, weitgesteckten, 
gegen Österreich-Ungarn gerichteten Aspirationen Italiens den Äußerlich¬ 
keiten freundschaftlichen Verkehrs der Höfe keine ausschlaggebende 
Bedeutung zugemessen. Sie fielen nur dort ins Gewicht, wo auch 
ansonst noch Interessengemeinschaft herrschte. 
Auch ist nicht anzunehmen, daß ein Staat, der skrupellos laut 
verkündete Verträge brach, sich durch Höflichkeitsakte irgendwie gebunden 
erachtet haben würde. 
In diese Zeit fiel ein Ereignis, das wohl als das erste Wetterleuchten 
von Italiens Bundesbruch gedeutet werden konnte, wenngleich Italien 
versuchte, es als bloße Folge der durch den Tripoliskrieg gestörten 
militärischen Bereitschaft hinzustellen. 
Es war nachstehender an mich gerichteter Brief des italienischen 
Militärattaches Graf Albricci. 
„Vienne, le 18 Decembre 1912. 
A son Excellence 
le General d’Infanterie Baron Conrad v. Hötzendorf etc. etc. 
Vienne. 
Par ordre du chef de l’Etat Major General de l’armee R. italienne 
le soussigne a l’honneur de faire la suivante participation:
	        
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