Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Italien) zu Gunsten der Mohammedaner eingegriffen und die Unab¬ 
hängigkeitsbestrebungen der Kretenser, sowie die Aspirationen Griechen¬ 
lands auf Angliederung Kretas eingedämmt. Im Innern aber war, wie 
stets, Irland sein wunder Punkt. 
Frankreich. In Frankreich blieb auch 1910 der feindliche 
Kurs gegen Deutschland der Grundton der äußeren Politik. Damit im 
Zusammenhang gewährte es Rußland die weitestgehende finanzielle Hilfe 
zu kriegerischen Zwecken und unterstützte Serbien durch Lieferung von 
Geschützen und sonstigem Kriegsmaterial. Frankreichs Haltung gegen 
Österreich-Ungarn war durch das Allianzverhältnis der Monarchie zu 
Deutschland gegeben. 
Schweiz. Mein Bemühen, mit den maßgebenden militärischen 
Kreisen der Schweiz in freundschaftlicher Fühlung zu bleiben, setzte ich 
auch im Jahre 1910 fort. Einerseits waren es die schon erwähnten, aus 
der nachbarlichen Lage entspringenden militärischen Gründe, die mich 
dazu veranlaßten, andererseits war es das Interesse an einer Wehrmacht, 
die das Milizsystem hoch entwickelt hatte, also als Maßstab dafür gelten 
konnte, ob und unter welchen Bedingungen dieses System auch ander¬ 
wärts möglich oder Tätlich sei. Dies brachte mich in Verkehr mit dem 
schweizerischen Chef des Generalstabes Oberst-Korpskommandanten von 
Sprecher, dessen hervorragende Persönlichkeit von weitestgehendem Ein¬ 
fluß auf die Wehrmacht der Schweiz war. Noch vom Jahre 1905 her 
kannte ich auch Oberst Egli, der damals als uns allen lieber Gast in 
Tirol den Manövern meiner Division beigewohnt hatte. Unsere 
Beziehungen zur Schweiz waren ferner durch den k. u. k. Militärattache 
Major Baron Berlepsch vorzüglich vertreten. Der Einladung zu unseren 
Manövern im Jahre 1910 vermochte Oberst von Sprecher nicht nach¬ 
zukommen, da er im Jahre 1908 den deutschen, 1909 den französischen 
Manövern beigezogen und 1910 durch die Manöver in der Schweiz selbst 
zurückgehalten war. Dagegen besuchte er Mitte Juni 1910 Wien, wo 
ich die Freude hatte, mit ihm persönlich zu verkehren und Gelegenheit 
fand, mich über die von ihm geschaffene neue „Truppenordnung“ 
(Organisation) des Schweizer Heeres informieren zu lassen. 
Dieser Zusammenkunft folgte meine Einladung zu den für die Zeit 
vom 29. August bis 8. September 1910 anberaumten Manövern des 
II. eidgenössischen Armeekorps im Jura, eine mir willkommene Gelegen¬ 
heit, auch durch Augenschein die schweizerischen Heeresverhältnisse 
kennen zu lernen. Über meine Teilnahme an diesen Manövern folgt 
näheres bei Anführung meiner persönlichen Verwendungen im 
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