Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Auf meine Bemerkung, daß ich mir die Hartnäckigkeit Serbiens 
nur aus der Unterstützung desselben seitens Rußlands erklären könne, 
meinte der König, er glaube, daß, wenn wir die Bedingungen so 
formulieren, wie es oben geschehen, Rußland entsprechend auf Serbien 
einwirken werde, daß es sich dieser Bedingung füge. 
Gelegentlich meiner Bemerkung, daß die Entscheidung der jetzigen 
Frage meiner Ansicht nach davon abhängig ist, wie weit Rußland in 
der Unterstützung Serbiens geht, weil ich nicht glaube, daß Serbien 
ohne Unterstützung Rußlands einen Krieg gegen die Monarchie riskieren 
würde, teilte mir Seine Majestät der König einen Zwischenfall mit 
zwischen dem französischen und dem serbischen Gesandten und das 
Hinzutreten des russischen Gesandten Schebeko beim Diplomatenempfang 
letzte Woche, der ergab, daß der französische Gesandte den serbischen 
hart anließ, und daß der russische Gesandte dem französischen bei¬ 
pflichtete, worauf sich der serbische kleinlaut zurückzog. 
Der König schien überhaupt der Ansicht zu sein, daß Rußland es 
wegen dieser Frage nicht zum Krieg wird kommen lassen; er erzählte 
mir auch, daß Offiziere in die an Rumänien grenzenden Teile Rußlands 
entsendet wurden und daß in diesen Gebieten keinerlei militärische Vor¬ 
bereitungen zu bemerken seien, nur Gerüchte sollen umlaufen, wonach 
russische Truppenverschiebungen in nordwestlicher Richtung, also gegen 
uns, stattfinden sollen. 
Ich habe dann die Besprechung dahin geleitet, daß ich auf die 
Solidarität der Interessen Deutschlands, Österreich-Ungams, Rumäniens, 
aber auch Bulgariens hinwies gegenüber einem Zusammenschluß 
Rußlands mit Serbien. 
Der König meinte, daß diese Ansicht gänzlich der seinigen und der 
Richtung seiner Politik entspreche, so daß ich die Ansicht gewann, die 
rumänische Regierung ziele darauf ab, mit Bulgarien dauernd ein freund¬ 
schaftliches Verhältnis herzustellen. 
Der König kam nun auf die Mission des Danew in Budapest zu 
sprechen, und ich teilte Seiner Majestät mit, daß die Gespräche mit 
Danew nur informativen Charakter und hauptsächlich die Unterstützung 
der rumänischen Forderungen durch die Monarchie zum Ziele hatten. 
Auf meine Äußerung, daß Danew erwähnte, Rumänien sei von Bulgarien 
zur Mitwirkung aufgefordert worden, erwiderte der König, daß das 
ganz unwahr ist und von einer Aufforderung Bulgariens zum Mittun 
absolut keine Spur gewesen ist. 
Auch erfuhr ich gesprächsweise, daß das monarchiefeindliche Auf¬ 
treten Hartwigs in Serbien auch auf die Beziehungen des Großfürsten 
Nikolaus zur Frau des Herrn von Hartwig zurückzuführen sei. 
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