Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Der König erzählte hiebei eine Anekdote, die er in Gesellschaft mit 
Erzherzog Albrecht und dem russischen Gesandten Hitrowo erlebt hatte. 
Sehr beifällig hat der König die Mitteilung von der Dreibund¬ 
erneuerung aufgenommen, umsomehr, als er hinsichtlich Italiens doch 
sehr skeptisch zu sein schien. 
Auf den ausgesprochenen Wunsch, daß Rumänien gleichzeitig mit 
dem Dreibund sein Verhältnis fortführen möge, erwiderte der König 
zunächst, daß ja ohnehin das Bundesverhältnis besteht und eine ein¬ 
jährige Kündigung bedingt, wenn es gelöst werden soll. 
Auf meine Bemerkung, daß es erwünscht wäre, wenn dieses Ver¬ 
hältnis in gleicher Weise enger gestaltet würde, wie es zwischen den 
anderen Dreibundmächten der Fall ist, verhielt sich der König nicht 
ablehnend. 
Es wäre also in dieser Hinsicht die geeignete Zeit, dies einzuleiten. 
Weiter gab ich Seiner Majestät dem König die Aufklärung über 
unsere jetzigen militärischen Maßnahmen, bezüglich deren er im großen 
bereits orientiert war. 
Als ich nun auf unser militärisches Verhältnis zu Rußland speziell 
zu sprechen kam, eröffnete mir der König, daß er in Ansehung der 
Möglichkeit eines Krieges bereits in der verflossenen Woche mehrere 
Sitzungen gehabt habe, darunter speziell eine mit dem Chef des General¬ 
stabes, General Averescu, bei welcher die Details des Aufmarsches fest¬ 
gelegt wurden, und teilte mir mit, daß mich der Chef des Generalstabes, 
General Averescu, den folgenden Tag (Samstag) 9 Uhr vorm, ein¬ 
gehend darüber orientieren und es mit mir besprechen werde. 
Aus dem Gespräch des Königs entnahm ich, daß Rumänien bereit 
ist, mit seinen vollen Kräften, das sind zehn operative Divisionen und 
fünf Reserve-Divisionen (mit Ausnahme von einer Division, die anfäng¬ 
lich in Bukarest bleibe), in den Krieg einzutreten, daß er jedoch den 
Aufmarsch dieser Kräfte im Raume Berlat—Galatz—Nomoleasa— 
Focsani plane,* weiter nördlich aber bei Roman nur das IV. Korps 
(Jassy) aufmarschieren lasse. 
Auf meine Bemerkung wegen einer eventuellen Vereinigung der 
rumänischen Armee bei und nördlich Jassy (Botosani) erwiderte der 
König, daß dies mit Rücksicht auf die Lage Rumäniens doch nicht gut 
möglich wäre, daß die rumänischen Kräfte schon am zehnten Tage 
versammelt wären und dann ja ohnehin die Offensive beginnen würde. 
Für diese rechnet er, daß die rumänische Armee das russische 
VII. und VIII. Korps und auch Teile des kaukasischen Korps gegen 
sich haben werde, was letzteres ich bezweifelte. 
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