Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Er lautete: 
„Bericht über meine Mission in Bukarest 
am 29. und 30. November 1912. 
Am 29. November um 12.55 Uhr nachm, in Bukarest eingetroffen, 
wurde ich für 2 Uhr nachm, zur Audienz bei Seiner Majestät dem 
König befohlen. 
Ich wurde von Seiner Majestät mit ausgesuchter Freundlichkeit emp¬ 
fangen und war zwei Stunden — von 2 bis 4 Uhr nachm. — beim König. 
Ich habe den Totaleindruck gewonnen, daß der König unbedingt 
treu zu seiner Bundespflicht hält, und daß er in diesem Sinn alle 
militärischen Vorbereitungen getroffen hat. 
Ich habe das Allerhöchste Handschreiben überreicht, der König las 
es und war sichtlich erfreut darüber, ich habe ihm die Grüße und die 
Versicherung der Gefühle treuer Anhänglichkeit Seiner Majestät des 
Kaisers und Seiner Kaiserlichen Hoheit des Thronfolgers gegenüber 
dem König von Rumänien ausgedrückt, ferner habe ich betont, daß es der 
Wunsch Seiner Majestät des Kaisers ist, daß die Interessen Rumäniens 
gewahrt werden und daß die Monarchie bestrebt sein wird, dazu nach 
Möglichkeit beizutragen. 
Dies und auch die Bemerkung, daß es mit Genugtuung empfunden 
wurde, daß Rumänien dieselbe Haltung angenommen habe, wie die 
Monarchie in Bezug auf Bulgarien und die Türkei, haben auf den König 
einen sichtlich guten Eindruck gemacht, und der König hat gleich 
erwähnt, daß er das Ansinnen des Nazim Pascha, feindselig gegen 
Bulgarien aufzutreten, abgewiesen habe. 
Der König ist auch vollkommen dafür, auf keinen definitiven, 
sondern nur auf einen Präliminarfrieden hinzuarbeiten, weil er einen 
definitiven Frieden als die Quelle neuer kriegerischer Verwicklungen 
betrachten würde und er hat es auch sehr beifällig aufgenommen, als 
ich ausführte, daß bei einer Superrevision dieses Präliminarfriedens 
Gelegenheit geboten wäre, die Interessen Rumäniens speziell zu wahren, 
wenn dies nicht schon früher direkt gelungen sein sollte. 
Der König war sehr bereit, auf alle mögliche Weise einen dies¬ 
bezüglichen Druck auf die Türkei auszuüben, nur bei der Andeutung, 
daß dieser Druck auch durch militärische Maßregeln verschärft werden 
könnte, bemerkte der König, daß er dazu ein Fragezeichen machen 
müßte, weil es ihm wie eine Felonie vorkäme, wenn er den alten Freund 
— die Türkei nämlich — auch noch in diesem Zeitpunkt feindselig 
behandeln würde. 
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