Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Bei diesem Anlasse teilte mir Graf Berchtold zunächst mit, daß er 
am 10. November eine Besprechung mit dem bulgarischen Kammer¬ 
präsidenten Herrn Danew hatte, der anführte, daß Rumänien an 
Bulgarien Ansprüche erhebe, auf die es kein Recht habe, daß deren 
Gewährung ein Opfer seitens Bulgariens wäre, daß Rumänien seitens 
Bulgariens aufgefordert worden sei, am Kriege teilzunehmen, dies aber 
abgelehnt habe. Jedenfalls — meinte Danew — müsse Rumänien für 
ein Entgegenkommen Bulgariens dadurch eine Handhabe bieten, daß es 
einen Druck auf die Türkei zur Herbeiführung eines Präliminarfriedens 
zu Gunsten Bulgariens ausübe. Danew erwähnte auch, daß Bulgarien 
einen baldigen Friedensschluß wünsche, ohne auf Konstantinopel zu 
reflektieren. Dies wäre auch für Österreich-Ungarn vorteilhaft, damit 
Serbien nicht weitere Fortschritte mache. 
Nach diesen Mitteilungen über die Ausführungen Danews erhielt 
ich durch Graf Berchtold mündlich folgende Informationen für meine 
Mission in Bukarest: 
Überreichen des Allerhöchsten Handschreibens Seiner Majestät an 
König Carol; Überbringen der Grüße Seiner Majestät und des Thron¬ 
folgers, sowie der Versicherung treuer Anhänglichkeit; 
Wunsch Seiner Majestät, daß Rumäniens Interessen gewahrt 
werden, und Bestreben, nach Möglichkeit hiezu beizutragen; 
Ausspruch der Genugtuung, daß Rumänien die turkophile Politik 
aufgegeben, dieselbe Haltung wie die Monarchie eingenommen habe und 
Bulgarien bei den Verhandlungen mit der Türkei unterstützen, sowie 
dahin wirken wolle, daß Bulgarien keinen definitiven, sondern nur einen 
Präliminarfrieden schließe; 
Versicherung, daß bei Superrevision dieses Friedens Gelegenheit 
genommen werde, die Interessen Rumäniens zu wahren, sofern dies 
nicht schon früher gelungen wäre; 
Mitteilung, daß der Dreibund demnächst erneuert wird; 
Wunsch, daß Rumänien pari passu mitgehe, das bestehende Bündnis 
fortgeführt werde; 
Aufklärung über unsere militärischen Maßnahmen; 
Versuch, unser militärisches Verhältnis zu Rumänien klarzustellen 
und diesbezügliche Vereinbarungen analog wie mit Deutschland anzu¬ 
bahnen; 
womöglich schriftliche Niederlegung dieser Vereinbarungen; 
Wunsch, daß Rumänien beim Nachdruck auf die Türkei Bulgarien 
eventuell auch militärisch unterstütze; 
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