Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Auf die eingangs angeführte Konzession an Italien zurückkommend, 
erachte ich ein unter italienischem Einfluß stehendes Albanien, etwa gar 
mit einer Festsetzung Italiens in Valona, als eine große Gefahr für die 
Monarchie, und zwar als eine weit größere, als die allerdings auch nicht 
sehr willkommene Gewährung eines adriatischen Handelshafens an Serbien. 
Die vorstehende Arbeit soll nur zur Beleuchtung der jetzt so vitalen 
Balkänfrage beitragen und die Gesichtspunkte vermehren, unter welchen 
diese zu betrachten ist, damit bei den endgültigen Verhandlungen die 
Interessen der Monarchie ihre volle Wahrung finden. 
Eines aber wird bei diesen Verhandlungen unter allen Umständen 
geltend zu machen sein, nämlich, daß die Monarchie zur Wahrung ihrer 
unerläßlichen Forderungen ohne Zögern bereit ist, zu den Waffen zu 
greifen, wenn man ihr eine andere Lösung versagt. 
Schließlich möchte ich die schwebende Angelegenheit noch von dem 
Standpunkte einer Politik ins Auge fassen, welche darauf abzielt, Ru߬ 
land niederzuwerfen, es auf seine asiatische Interessensphäre zurück¬ 
zudrängen und damit freie Hand zu bekommen, um am Balkan macht¬ 
voll die eigenen Interessen zu verfolgen und auch im Nordosten der 
Monarchie günstige Verhältnisse zu schaffen. 
Gewiß ist dieses große Ziel eines großen Einsatzes wert; ob aber 
der jetzige Moment der passende hiefür ist, ob eine so weitreichende 
Aktion nicht ganz andere Vorbereitungen erheischt und eine andere 
politische Konstellation erwünschter erscheinen läßt, mag dahingestellt 
bleiben (Engagement Rußlands in Asien, Komplikationen zwischen Eng¬ 
land und Rußland, Zerwürfnisse zwischen den Balkanstaaten). 
Jedenfalls muß diese Frage scharf gesondert behandelt werden von 
der momentan akuten hinsichtlich Albaniens. 
Erst wenn es wegen dieser ohnehin zu einem Krieg gegen Rußland 
käme, würden die Ziele dieses Krieges ineinanderfließen.“ 
Auf dem Balkan war indessen ein bedeutungsvoller Umschwung in 
der Lage eingetreten. 
Vom 17. bis 22. November hatten die Bulgaren die Gataldza-Linie, 
das letzte, Konstantinopel schützende Bollwerk angegriffen, waren aber 
unter schweren Verlusten zurückgeschlagen worden. Die Aktion kam 
hier zum Stehen. Das durch die Bulgaren zemierte Adrianopel hielt sich 
nach wie vor und Bulgarien sah sich gezwungen, serbische Mithilfe 
anzusprechen. 
Die Serben waren mittlerweile am 18. November in Monastir ein¬ 
gerückt, während die Griechen Erfolge zur See errangen und eine große 
Zahl der Inseln des Ägäischen Meeres besetzten.
	        
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