Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Grenzwachtruppen, sonstige Detachements u. dgl. über die Grenze 
schicken wird, um auf diesseitigem Gebiet die Mobilisierung und den 
Aufmarsch ausgiebigst zu stören und damit die erste Bedingung für eine 
günstige Kriegsentscheidung, nämlich die ungestörte Versammlung der 
Armee zu durchkreuzen. 
Da nun dieser Entschluß Rußlands jedenfalls in dem Moment reifen 
dürfte, in welchem die Monarchie die Mobilisierung proklamiert, so würde 
dieser russische Einbruch unsere Truppen noch in den schwachen 
Friedensständen treffen, was jetzt überdies noch dadurch kompliziert ist, 
daß diese Stände die Rekruten einbegreifen. 
Es würden also die Kräfte fehlen, um diesem Einbruch zu begegnen; 
daraus ergibt sich die unerbittliche Notwendigkeit, die Stände sogleich 
derart aufzufüllen, daß dem russischen Einbruch erfolgreich begegnet 
werden könne. 
Das Mittel hiezu liegt in der Einberufung von Ersatzreservisten, 
Urlaubern und Reservisten. 
Eine zweite Maßnahme ist die sofortige Komplettierung des Pferde¬ 
standes bei den in Galizien liegenden Kavallerieregimentern, so daß diese 
mit dem vollen Kriegsstande bereit seien, ferner die Beschaffung der 
Bespannungen für die Geschütz- und Munitionslinie der gesamten 
Artillerie der galizischen Korps. 
Als im Herbste die Nachrichten über die russische Mobilisierung 
einlangten, habe ich im engeren Kreise meine Bedenken gegen diese 
russischen Maßnahmen und die Meinung ausgesprochen, daß man darauf 
mit den obangeführten Maßnahmen antworten müßte. Es ist mir nicht 
bekannt, ob und inwieweit in dieser Richtung etwas erfolgte. 
Eine weitere Maßnahme wäre die Durchführung der wesentlichsten 
Instandsetzungsarbeiten der Festungen Przemysl und Krakau, insbesondere 
des ersteren Platzes. Hand in Hand mit diesen Maßnahmen hätte ein reger 
Kundschaftsdienst und ein scharfes Vorgehen gegen feindliche Kund¬ 
schafter, Konfidenten und Agitatoren zu erfolgen. 
Außer diesen dringendsten, lediglich die Sicherung des Aufmarsches 
und der Mobilisierung bezweckenden Maßnahmen wären, so gut es in 
der kurzen Zeit noch möglich ist, die bedenklichsten Rückständigkeiten 
zu beheben. 
Trotz eines fünfjährigen Kampfes, den ich dieserhalb und in manch 
anderer Richtung gegen das Ministerium Schönaich geführt habe, ist die 
Artillerie nach Zahl und Material nicht auf der erwünschten Höhe. 
Weder die leichte, noch die schwere Haubitze, noch die Gebirgs- 
kanone sind Schnellfeuergeschütze, während schon die Balkanstaaten 
über solche verfügen. 
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