Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Ich nahm diese Besprechung im Winter und Frühjahr 1912 vor 
und erstreckte sie auf alle Details der Operation. Sie bedingte vielseitige 
Arbeiten der Teilnehmer. Nach Abschluß der Übung legte ich nebst 
dem Bericht über die Qualifikation der Teilnehmer auch noch einen 
solchen über konkrete Anträge für den Kriegsfall vor. 
Ich gebe letzteren Bericht nachstehend vollinhaltlich wieder. 
„Armee-Inspektor G. d. I. Franz Freiherr Conrad von Hötzendorf. 
Zu Res. Nr. 132. 
Operative und organisatorische Anträge 
auf Grund der Generalsbesprechung 1912. 
Während bis zum Jahre 1909 die Befestigungen Italiens nur 
an wenigen Stellen einen Widerstand entgegenstellten, welcher nicht 
mit den verfügbaren Angriffsmitteln relativ leicht zu brechen gewesen 
wäre, haben sich diese Verhältnisse bis 1911 dahin geändert, daß 
längs der ganzen Tiroler Grenze Panzerfortifikationen entstanden, 
welche die eigene Offensive wesentlich beeinträchtigen und welche reich¬ 
liche und besonders wirksame Angriffsmittel (darunter 30-5 cm-Mörser) 
erheischen. 
Aber bis 1912 bestand daneben doch die Möglichkeit, durch eine — 
fortifikatorisch nicht wesentlich gehinderte — Offensive der eigenen 
Hauptkräfte vom Isonzo aus durch Venetien den Krieg chancenreich 
zu beginnen. 
Auch war bis zu dieser Zeit das Bahnnetz Venetiens nicht in 
jener Weise entwickelt, wie seither, also für Italien auch nicht jenes 
Gleichmaß, bezw. jener Vorsprung in der Versammlung der Streitkräfte 
gewährleistet, wie dies dermalen der Fall ist und in naher Zukunft noch 
mehr der Fall sein wird. 
Von 1912 an ändern sich aber diese Verhältnisse noch weiter dahin, 
daß die im großen Stile ausgeführten italienischen Befestigungen am 
Tagliamento (Nord- und Südfriaul) der vorher relativ leicht und 
entscheidend durchführbaren Offensive der eigenen Hauptkräfte vom 
Isonzo aus nunmehr um so größere Schwierigkeiten entgegensetzen, 
je weniger die erforderlichen Angriffsmittel eigenerseits bestehen, wie 
dies leider trotz meiner jahrelangen Betreibungen der Fall ist. 
Während also vor dieser Zeit (1912) die Aufgabe der 3. Armee 
eine mehr sekundäre, das Vorgehen der 1. und 2. Armee lediglich unter¬ 
stützende und in der Nordflanke schützende gewesen war, ist die Aufgabe 
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