Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Bei dem innigen Verhältnis, in dem wir zu Deutschland standen, 
und dem ich auch weiter die Wege geebnet sehen wollte, und speziell 
auch bei den freundschaftlichen Beziehungen, welche mich mit General 
von Moltke verbanden, habe ich seinen Brief wie folgt beantwortet: 
„Wien, 7. Dezember 1911. 
Euer Exzellenz! 
Nach den letzten etwas bewegten Tagen ist es mein Erstes, Ihnen 
für die mich so überaus erfreuenden freundschaftlichen Zeilen meinen 
ergebensten Dank zu übersenden. 
E. E. werden es gewiß schon vor Jahren bei unserem ersten 
Zusammentreffen durchgefühlt haben, wie sehr ich Ihnen sofort mit auf¬ 
richtigster Verehrung ergeben war und mit welchem unbedingten 
Vertrauen ich sofort meine Hand in die Ihre legte. 
Wir beide haben uns in den abgelaufenen fünf Jahren gegenseitig 
nie getäuscht und wären ebenso treu und offen zu einander gestanden, 
wenn die ernste Stunde geschlagen hätte, was leider nicht geschah. 
Mit einem Mann von Ihrem edlen und geraden Sinn in freundschaft¬ 
liche Beziehungen getreten zu sein, hebt mich über manche Bitternisse 
hinweg, die mir das verflossene Lustrum gebracht hat. 
Es erschiene mir unaufrichtig, wenn ich Ihnen den wahren Sach¬ 
verhalt meiner Entlassung vorenthalten würde. 
Zwischen mir und Graf Ährenthal bestanden schon seit langem 
schwere Differenzen, hervorgerufen durch verschiedene politische Anschau¬ 
ungen, insbesondere hinsichtlich meines Mißtrauens gegen Italien, sowie 
durch die konstanten Widerstände, welche Graf Ährenthal allen meinen 
Bemühungen für Schlagbereitschaft der Armee entgegensetzte. Als ich 
nun am 15. November in einem eingehenden Memoire all dieses bei Seiner 
Majestät vertrat, führte Ährenthal die Krise herbei, welche mit meiner 
Entlassung endete. Ich bin nicht von der Art, Widerständen auszuweichen 
und fahnenflüchtig zu werden. Ich wurde einfach verabschiedet. 
Wenn es zum Heil der großen Sache war, so bin ich gerne gefallen, 
ob es aber zum Heil der Sache war, wird wohl erst die Zukunft lehren. 
Erlauben E. E., daß ich noch die nachfolgende Angelegenheit vor¬ 
bringe. Graf Kageneek ist sehr bestürzt, daß bei diesem Ereignis eine 
Mitteilung in die Öffentlichkeit gedrungen ist, die er mir gemacht hat. 
Es ist mir das unendlich peinlich, und ich wäre unglücklich, wenn dadurch 
diesem ausgezeichneten Offizier, der sich geradezu hervorragend an seiner 
Stelle erwiesen hat, auch nur der geringste Nachteil erwachsen würde. 
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