Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

verwerten, enthebe Ich Sie vom Posten des Chefs des Generalstabes Meiner 
gesamten bewaffneten Macht und ernenne Sie zum Armee-Inspektor. 
In dankbarer Anerkennung Ihres ausgezeichneten, überaus hin¬ 
gebungsvollen Wirkens in Ihrer bisherigen Stellung verleihe Ich Ihnen 
das Großkreuz Meines Leopold-Ordens mit Nachsicht der Taxen. 
Franz Joseph m. p.“ 
Am selben Tage, 2. Dezember 1911, richtete ich folgenden 
Abschiedsbefehl an den k. u. k. Generalstab: 
„Gstb. Nr. 4697. 
Infolge meiner Enthebung habe ich die Dienstgeschäfte mit heutigem 
Tage an den Stellvertreter des Chefs des Generalstabes, Feldmarschall¬ 
leutnant Rudolf Langer, übergeben. Es war mir ein stolzes Bewußtsein, 
an der Spitze des Generalstabes zu stehen, in gemeinsamer überzeugungs¬ 
treuer Arbeit für Schlagbereitschaft, Macht und Ansehen der ruhmreichen 
Armee, an der wir alle seit unserer Kindheit mit allen Fasern unseres 
Herzens hängen und an welche schließlich immer appelliert wird, wenn 
alles andere versagt. Ich danke allen Angehörigen des Generalstabes 
ebensosehr für ihre unermüdliche, vorzügliche Dienstleistung wie für die 
mir stets entgegengebrachte warme Kameradschaft und sage allen ein 
herzliches Adieu. _ , ^ « T„ 
Conrad, G. d. I.“ 
Die Allerhöchste Entscheidung befriedigte schließlich alle Beteiligten; 
Seine Majestät sah den ihm peinlichen Hader zwischen mir und Graf 
Ährenthal beseitigt; ich war froh, die mir aufgedrängte Stellung los zu 
sein; im Ministerium des Äußern herrschte Genugtuung und Gral 
Ährenthal freute sich seines Erfolges. 
Nach Übergabe des Dienstes an meinen bewährten Stellvertreter 
Feldmarschalleutnant Rudolf Langer verabschiedete ich mich von den 
Offizieren meiner Bureaus. Ich konnte unbesorgt scheiden, denn an der 
Spitze eines jeden stand ein tüchtiger Chef und ich war sicher, daß die 
eingelebte, streng geregelte Dienstestätigkeit auch weiter ihren Weg 
nehmen wird. 
Meiner alljährlichen Gewohnheit gemäß, hatte ich bereits die grund¬ 
legenden Ideen für die große Generalstabsreise, die Generalsreise und die 
Manöver für das nächste Jahr entworfen, so daß ich auch in dieser 
Hinsicht keine Schulden hinterließ. 
Anläßlich meiner Entlassung hatte ich ein freundschaftsvolles 
Schreiben des Generals d. I. von Moltke erhalten.
	        
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