Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

S. M.: „Es tut mir leid, nach reiflicher Überlegung bin Ich aber 
genötigt, Sie von Ihrem jetzigen Dienstesposten zu entheben und' Sie zum 
Armee-Inspektor zu ernennen. Die Gründe sind Ihnen ja bekannt, darüber 
ist es nicht notwendig zu reden.“ 
Seine Majestät spendete mir hierauf anerkennende Worte und sprach 
die Erwartung aus, daß er noch auf meine vollen Dienste rechne und 
mich auch in wichtigen Fragen zu Rate ziehen werde. Seine Majestät 
hatte die Gnade zu sagen, daß unser Verhältnis in persönlicher Beziehung 
ein „freundschaftliches“ geworden sei, und er mich habe rufen 
lassen, um mir meine Entlassung s e 1 b s t zu sagen, weil ihm der gerade 
Weg als der beste erschiene. 
Sodann machte Seine Majestät eine Pause in der sichtlichen Erwar¬ 
tung, daß ich sprechen würde. 
Ich: „Ich danke Euerer Majestät gehorsamst; auch ich bin immer 
nur den geraden Weg gegangen.“ 
S. M.:„Da haben wir also beide das gleiche getan und wir scheiden 
als Freunde.“ 
Hierauf wurde ich entlassen. 
Die durchaus vornehme, offene, würdige und eines Zuges wirklich 
empfundener Herzlichkeit nicht entbehrende Art, in der mich Kaiser Franz 
Joseph des Dienstes als Chef des Generalstabes enthoben hatte, erweckte 
in mir ein wohltuendes, ausgleichendes Gefühl, das mich in meinem 
Innern meinem verehrten Kaiserlichen Herrn noch näher brachte. Auch 
war ich froh, des mir so wenig zusagenden Dienstes als Chef des General¬ 
stabes ledig und dem Kontakt mit der Truppe wiedergegeben zu sein. 
Schließlich kann ich nicht leugnen, daß mir auch die erhöhte persönliche 
Freiheit willkommen war. 
Ich konnte meine dienstliche Tätigkeit einteilen wie ich es wollte, 
konnte meine Dienstesreisen nach Belieben anberaumen, konnte ohne 
Zeitbeschränkung meine Pferde reiten, mich auch meiner Mutter, meinen 
Kindern, meinen Freunden und Bekannten widmen. 
Es war ein Aufatmen nach fünf Jahren! 
Seine Majestät verlieh mir das Großkreuz des Leopold-Ordens mit 
folgendem Allerhöchsten Handschreiben vom 2. Dezem¬ 
ber 1911: 
„Indem Ich es als erwünscht erachte, Ihre hervorragenden Führer¬ 
eigenschaften, Ihr reiches militärisches Wissen, gepaart mit seltenen 
Erfahrungen, auch auf anderem Dienstgebiete zum Wohle des Heeres zu 
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