Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

sächlich jene unbedingt verläßliche bundestreue Haltung der Monarchie 
gegenüber hätte einnehmen wollen, wie dies bei uns nach den dem 
Ministerium des Äußern zugekommenen Informationen angenommen wurde. 
Ich muß betonen, daß auf Grund dieser Informationen alle unsere 
militärischen Maßnahmen im Jahre 1908 aufgebaut waren und brauche 
wohl nicht besonders zu schildern, welche militärische Schwierigkeit sich 
für uns ergeben hätte, wenn Italien in dieser Situation wirklich einen so 
unerwarteten Schritt einer überfallartigen militärischen Rüstungsmaßnahme 
unternommen hätte. 
Ich bitte E. E. diese Angelegenheit zur Kenntnis nehmen zu wollen 
und mich in Hinkunft über alle Nachrichten, welche Rüstungen fremder 
Armeen betreffen oder auf das Verhalten fremder Staaten im Falle einer 
kriegerischen Komplikation irgend einen Schluß gestatten, fortlaufend und 
in weitergehendem Maße als bisher orientiert zu halten.“ 
Diese Zuschrift hatte zweifellos den erneuerten Unwillen Graf 
Ährenthals hervorgerufen. 
Meiner alljährlichen Gepflogenheit entsprechend, hatte ich auch für 
den Schluß des Jahres 1911 eine umfangreiche Denkschrift über die mili¬ 
tärische und die davon untrennbare politische Lage erfaßt. Der Denkschrift 
waren eingehende, in den verschiedenen Bureaus bearbeitete Daten über 
den Stand der dringendsten Bedürfnisse der Wehrmacht beigeschlossen. 
Diese vom 15. November 1911 datierte Denkschrift habe ich in den 
Anhang zu vorliegendem Buch aufgenommen, weil mit ihr meine Tätigkeit 
als Chef des Generalstabes in der ersten Periode (d. i. von November 
1906 bis November 1911) abschloß. Sie ist hinsichtlich ihres wesent¬ 
lichen Teiles vollinhaltlich und nur hinsichtlich einiger ziffernmäßiger 
Detaildaten in den Anlagen bloß auszugsweise wiedergegeben*). 
Ich unterbreitete diese Denkschrift Seiner Majestät in einer Audienz 
am 15. November 1911 in Schönbrunn. Der Verlauf dieser 
Audienz ließ mir keinen Zweifel mehr, daß meine Stellung unhaltbar 
geworden sei. 
Der Grundton der Audienz war: Ungnade! 
Ich legte die Denkschrift vor und erörterte die aus den Anschauungen 
militärisch-politischer Natur abgeleiteten konkreten Kriegsvorbereitungen 
und notwendigen Forderungen; darauf**) 
*) Siehe Anhang, Anlage 3. 
**) Nach den unmittelbar nach der Audienz gemachten Aufzeich¬ 
nungen. 
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