Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Es mag Täuschung sein, aber ich konnte mich des Eindruckes nicht 
erwehren, daß Graf Ährenthal diese schon im Sommer entstandenen 
Konflikte erneuert hervorgeholt hat, um mich in meiner Stellung unhalt¬ 
bar zu machen. 
Bei dem so gnädigen Vertrauen, mit dem Euer Kaiserliche Hoheit 
mich auszuzeichnen geruhen, erachte ich mich verpflichtet, das Vorstehende 
zu melden. I 
Geruhen Eure Kaiserliche Hoheit den Ausdruck der ehrfurchtsvollsten 
Ergebenheit entgegenzunehmen mit der ich stets bin 
Eurer Kaiserlichen Hoheit treugehorsamster Conrad“ 
Auf ein kurzes hierauf erhaltenes Schreiben des Erzherzog-Thron¬ 
folgers erwiderte ich mit dem schon früher vollinhaltlich gegebenen, nach 
Blühnbach gerichteten Schreiben vom 12. Oktober 1911. (Siehe Seite 211.) 
Indessen hatten die durch Italiens aggressives Vorgehen gegen die 
Türkei hervorgerufenen Ereignisse den schon früher geschilderten raschen 
Fortgang genommen. 
Dies drängte Österreich-Ungarn dazu, sich über die weiteren Kon¬ 
sequenzen dieser Vorgänge klar zu werden und zu einem Entschlüsse zu 
gelangen. 
Da ich auf mein an Graf Ährenthal diesbezüglich gerichtetes 
Schreiben vom 24. September 1911 keine Antwort erhalten hatte, trug ich 
in einer Audienz am 8. Oktober Seiner Majestät meine Anschauung der 
Lage vor und überreichte ihm die nachfolgende Denkschrift: 
„A. u. Vortrag des Chefs des Generalstabes 
Res. Glst. Nr. 3802 vom 8. Oktober 1911. 
Geruhen Euer Majestät Allergnädigst zu gestatten, daß ich anläßlich 
der politischen Lage, welche durch das Vorgehen Italiens entstanden ist, 
um Entgegennahme des vorliegenden a. u. Vortrages bitte. 
Ich habe am 25. September 1. J. an den Minister des Äußern die 
abschriftlich beiliegende Zuschrift*) gerichtet, in welcher ich der 
Notwendigkeit einer Stellungnahme Ausdruck gab und hervorhob, daß 
hieraus sich ergebende militärische Maßnahmen zeitgerecht getroffen 
werden müßten. Dabei erbat ich mir die Bekanntgabe der bezüglichen 
Anschauungen des Ministers des Äußern und stellte mich zur persön¬ 
lichen Rücksprache zur Verfügung. 
Nachdem ich nun hierauf bis heute keine Antwort erhielt, anderer 
seits aber die Ereignisse eine Richtung genommen haben, welche nicht 
*) War eine Abschrift meines Schreibens vom 24. September 1911 an 
Graf Ährenthal. 
18* 
275
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.