Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Entschuldigen tue ich mich nicht, ich habe mich nie im Leben entschuldigt. 
Sagen muß ich aber noch, daß ich vom Thronfolger den strikten Auftrag 
bekommen habe, ohne seine Bewilligung nicht um meine Enthebung zu 
bitten.“ 
Exz. Bolfras: „Ja, das kann er ja gar nicht verbieten. Aber ich sehe 
schon, daß es am besten ist, Du spricht selbst mit Seiner Majestät. Ich 
werde Dich für Freitag in Aussicht nehmen zu einer Allerhöchsten 
Audienz.“ 
Schließlich erstreckte sich unser Gespräch noch auf einige andere Ange¬ 
legenheiten, auch auf das Verhältnis zwischen Kaiser und Thronfolger. 
Da ich wußte, wie sehr sich der Thronfolger in dieser Angelegenheit 
mitinteressiert und persönlich engagiert erachtete, war es mir selbstver¬ 
ständlich Pflicht, ihm über meine Unterredung mit Exzellenz Bolfras 
Bericht zu erstatten; ich tat dies mit folgendem Schreiben: 
„Wien, 2. Oktober 1911. 
Euer Kaiserliche Hoheit! 
Geruhen Euer Kaiserliche Hoheit den nachfolgenden Bericht gnädigst 
entgegenzunehmen. 
Ich war Dienstag zu Exzellenz Bolfras berufen; derselbe teilte mir 
mit, daß Seine Majestät wünschen, daß die Divergenzen zwischen Graf 
Ährenthal und mir aufhören, und legte mir nahe, an Graf Ährenthal eine 
Art Entschuldigungsschreiben wegen der Merey-Affäre zu richten. 
Ich erklärte, daß ich mir eher die Hand abhauen ließe, als ein solches 
Schreiben auszufertigen, und sagte ferner, daß ich gerne gewillt bin, unter 
alles Vorgefallene einen Strich zu ziehen und den durch den Dienst 
gebotenen Verkehr aufzunehmen. 
In meinem an Graf Ährenthal am 25. September 1. J. gerichteten, 
also lange vor der Rücksprache mit Exzellenz Bolfras abgesendeten, Eurer 
Kaiserlichen Hoheit im Konzepte vorgelegten, die Tripolisfrage behandeln¬ 
den Schreiben habe ich mich auch dem Grafen Ährenthal hinsichtlich einer 
mündlichen Besprechung zur Verfügung gestellt. 
Ich dachte nun zu Seiner Majestät in dieser Angelegenheit berufen 
zu werden; dies erfolgte jedoch nicht, so daß ich, nachdem ich Seiner 
Majestät ohnehin auch über die aus der Beilage ersichtlichen Materien zu 
berichten hatte, selbst um eine Allerhöchste Audienz bat. 
Diese wurde mir am Samstag Allergnädigst gewährt. 
Seine Majestät war bei derselben gnädig wie immer. Ich referierte 
eingehend über die in der Beilage angeführten Fragen, doch berührte 
Seine Majestät mit keinem Worte die zwischen Graf Ährenthal und mir 
schwebende Angelegenheit. 
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