Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

will, daß als Landeschef und Kommandierender in Bosnien ein General 
nur ein Popanz sein soll, der nur das macht, was Burian will. In 
Varesanin habe ich mich getäuscht, dies auch Seiner Majestät offen ein¬ 
gestanden. Jetzt aber ist ein Mann dort — Potiorek — der läßt nicht 
mit sich machen, was Burian will. Das ist die Koalition gegen mich. 
Als ich zum Chef ernannt wurde, sagte mir Burian, daß ich auch die 
Bestimmung haben werde, als Mitwirkender den Ausgleich mit Ungarn 
zu fördern, das heißt, meine Zustimmung zu Konzessionen zu 
geben. Ich habe damals erklärt, daß ich dazu nicht zu haben sein werde, 
und mir damit die Gegnerschaft zugezogen. Jetzt ist die Krisis Schönaich 
gekommen. Ein General, der öffentlich gegen den Thronfolger auf¬ 
getreten ist. Ich wurde aufmerksam gemacht, daß die Clique Ährenthal, 
wenn Schönaich fällt, ein Opfer haben will — ich weise auf die gemeine 
Pressehetze gegen mich hin. Auch wurde mir weiter mitgeteilt, daß 
Ährenthal zwei Generale in hohen Stellungen, die Vertrauensmänner 
des Erzherzogs Franz Ferdinand sind, nicht dulden will. Entweder 
Georgi wird Kriegsminister und ich bleibe, oder Auffenberg bleibt 
und ich weiche. Die Manöver wurden hiezu abgewartet, in der Hoffnung, 
daß ich mich mit Erzherzog Franz Ferdinand zerkriegen werde. Nach¬ 
dem die Manöver nun sehr glatt abgelaufen sind und zwischen dem 
Thronfolger und mir das beste Einvernehmen bestand, sucht man einen 
anderen Angelpunkt, um mich zu entheben. Nicht um die Herstellung 
eines kordialen Verhältnisses zwischen Ährenthal und mir handelt es sich, 
nicht auf eine Art Satisfaktion für Merey wird abgezielt, sondern darauf, 
mich zu entfernen.“ 
Exz. Bolfras: „Ich bin ganz erstaunt, daß ich davon nichts gewußt 
hätte, auch die Hinausschiebung des Termines für das Abgehen Schön¬ 
aichs nach den Manövern hat damit nichts zu tun; ich weiß die Gründe, 
warum Schönaich erst jetzt enthoben wird.“ 
Ich: „Ich wiederhole hier nochmals, daß ich unter keinen Umständen 
an Ährenthal eine Entschuldigung schreibe. Wenn Seine Majestät den 
Frieden will zwischen Ährenthal und mir, so schlage ich vor, daß man 
sagt: was geschehen ist, ist geschehen — es wird ein Strich darunter 
gemacht — damit ist die Sache erledigt. Etwas weiteres kann ich nicht 
zugestehen. Ich habe am Montag*), ohne Kenntnis von dieser Sachlage, 
an Ährenthal eine Zuschrift in der Tripclisfrage gesendet und am Schlüsse 
derselben angeführt: »Wenn es Euer Exzellenz im Interesse der Sache 
zweckdienlich erscheint, so bitte ich nur über mich zu verfügen«. Wenn 
Ährenthal den Verkehr mit mir anbahnen will, so hat er es in der Hand. 
*) Mein Brief vom 24. September 1911. 
18, Conrad II 
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