Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

was ich selbstverständlich bejahte, beifügend: „Ja, um was dreht es sich 
denn?“*) 
Exz. Bolfras: „Ich bin von Seiner Majestät beauftragt, zwischen 
Ährenthal und Dir zu vermitteln, insbesondere in der Angelegenheit 
Merey. Seine Majestät will Ordnung haben und will, daß Ihr miteinander 
normal verkehrt; Du sollst dem Ährenthal ein paar Zeilen schreiben, daß 
Du bedauerst, daß die Sache so dargestellt wurde.“ 
Ich: „Exzellenz, ehe ich dem Ährenthal eine Entschuldigung schreibe, 
lasse ich mir eher die rechte Hand weghauen. Ich war immer gerade, 
jetzt in meinem Alter biege ich mich nicht mehr.“ 
Exz. Bolfras: „Es ist schon überhaupt ein unangenehmes Amt, 
Vermittler zu sein, aber sehr unangenehm, wenn es resultatlos verläuft.“ 
Ich: „Erlaube, daß ich rede. Ich werde Dir die ganze Sache so 
darstellen, wie sie sich mir darstellte. Zuerst Schönaich; ich kann 
nur sagen, wie ich herkam, war es mein Bestreben, mit Schönaich glatt 
auszukommen. Es ging aber nicht. Der Verkehr wurde immer 
»schiefriger«; ich habe immer wieder versucht, einzulenken. Beweis dafür 
ist auch, daß ich seinen Schwiegersohn Gm. Przyborski als zweiten Stell¬ 
vertreter zu mir nahm, um zu zeigen, daß ich gut auskommen will. 
Ich hoffte, daß Przyborski die vermittelnde Persönlichkeit sein wird.“ 
Exz. Bolfras: „Und welche Rolle hat Przyborski gespielt?“ 
Ich: „Eine durchaus loyale; aber es ist nicht gegangen. Ganz 
besonders kam es zu einem Bruch in der heurigen Budgetfrage, als hinter 
meinem Rücken auf fünf Jahre im voraus das Budget abgemacht und mir 
keine Gelegenheit gegeben wurde, meine Forderungen zu vertreten. 
Nachträglich, ein paar Monate später, hat Schönaich selbst eingesehen, 
daß der Kredit zu gering war, und er mußte mehr verlangen. In unserem 
Verkehr hat dies nichts geändert. Jetzt muß ich aber weitergehen und 
Dir sagen, daß ich nicht nur Schönaich, sondern auch Ä h r e n t h a 1 zum 
Gegner habe. Ich habe mit ihm einen freundschaftlichen Verkehr 
angebahnt; ich war wiederholt bei ihm, er bei mir. Ich sagte ihm oft: 
»Bitte, wenn Sie mich brauchen, telephonieren Sie mir, ich komme zu 
jeder Stunde zu Ihnen«. Ein Riß ist in unser Verhältnis erst gekommen, 
als uns die politischen Ansichten auseinanderführten, besonders in der 
Krise 1909. Er hat sich die Krise militärisch stützen lassen, aber es mir 
nicht gedankt. Ich war ihm eine unangenehme Persönlichkeit geworden; 
verletzte Eitelkeit etc. In der Merey-Geschichte möge man sich nur 
orientieren. Auch Baron B u r i a n ist gegen mich, weil ich nicht einsehen 
*) Dies und alles folgende nach unmittelbar nach der Audienz 
diktierten Aufzeichnungen. 
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