Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

seitens der zweifellos klarblickenden militärischen Kreise Italiens sicher 
erkannt wird; besonders gilt dies dann, wenn es sich bei den neu¬ 
erfolgenden Allianzverhandlungen um die Abgrenzung und Feststellung 
gewisser Interessensphären und gegenseitige Konzessionen handeln wird. 
Die von mir gestellten Forderungen sind nicht nur unbedingt not¬ 
wendig, sondern bezeichnen die äußerste Grenze des Dringendsten; das 
Recht, sowie die Kompetenz, dies festzustellen, muß ich für mich in 
Anspruch nehmen. 
Wenn ich nun aus dargelegten Gründen dringend bitte, den von 
mir gestellten Forderungen zur Realisierung zu verhelfen, so befinde 
ich mich ganz auf dem Standpunkt, welchen auch Seine Exzellenz der 
Minister des Äußern laut des vorletzten Alineas seines Schreibens vom 
22. Juli 1911 einnimmt, und kann daher letzteren nur bitten, diese 
meine Forderungen zu unterstützen. 
Ich kann nicht umhin, erneuert hervorzuheben, daß in Italien in 
zielbewußt tendenziöser Weise selbst die allergeringfügigsten hier¬ 
seitigen Maßnahmen ins Übertriebenste aufgebauscht werden, mit der 
unverkennbaren Tendenz, sie bei uns zu hintertreiben und eigenerseits 
erhöhten Maßnahmen zum Durchbruch zu verhelfen. 
Dies zu verkennen, sich davon beeinflussen zu lassen, wäre ein 
unverantwortliches Übersehen. 
Ich sehe meine unverrückbare Pflicht darin, hinsichtlich der mir 
obliegenden konkreten Kriegsvorbereitungen und im Sinne der mir 
obliegenden Einflußnahme auf die Entwicklung der bewaffneten Macht 
eine Situation anzustreben, welche es ermöglicht, daß diese bewaffnete 
Macht im Momente der Gefahr, dessen Eintreten oder Nichteintreten 
niemand abzusehen vermag, als verläßliche Stütze der äußeren Politik 
zur Verfügung stehe. 
Von diesem und nur von diesem Gedanken lasse ich mich bei der 
mir obliegenden Berufstätigkeit leiten, nur in diesem Sinne habe ich 
auch unter den Mitteln, den Ausbau der Wehrmacht zu fördern, die 
patriotische Mitwirkung der Presse in Betracht gezogen. 
Ich erlasse es mir, hinsichtlich der Tendenzen und Vorbereitungen 
Italiens einerseits, der diesseitigen Rückständigkeiten anderseits, in 
Details einzugehen, bin aber jederzeit bereit, wenn gewünscht, zahllose 
Belege beizubringen. 
Indem ich E. E. bitte, dieses Schreiben auch Seiner Exzellenz dem 
Minister des Äußern zur Kenntnis zu bringen, erneuere ich E. E. den 
Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung. 
Euer Exzellenz gehorsamster 
Conrad, m. p., G. d. I.“ 
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