Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

bedauerlich dies auch sein mag — ganz erklärlich, daß dieser Umstand 
auch in der Presse seinen Ausdruck finden muß. 
Der vom Herrn Chef des Generalstabes bei diesem Anlasse gemachte 
Hinweis auf die demnächst herantretende Notwendigkeit nochmaliger 
großer militärischer Forderungen veranlaßt mich zu nachstehenden 
Ausführungen: 
In den Delegationen von 1910 und 1911 sind an militärischen 
Mehrforderungen zirka 1100 Millionen Kronen teils als Nachtrags¬ 
kredite, teils als neue, auf die Dauer von fünf Jahren echelonierte 
Beträge bewilligt worden, deren weitaus größter Teil für Neuanschaf¬ 
fungen verwendet werden soll. 
Daß dieser höchst ansehnliche Erfolg unter schwierigen parlamen¬ 
tarischen Verhältnissen erzielt werden konnte, ist in erster Linie gewiß 
das Verdienst E. E. und der beiden Regierungen; aber auch ich darf 
einen Teil desselben für mich in Anspruch nehmen, da ich mir bewußt 
bin, in voller Anerkennung der dringenden Bedürfnisse unserer bewaff¬ 
neten Macht bei beiden Regierungen und in meinen Delegationsreden 
für sie auf das nachdrücklichste eingetreten zu sein. 
Umsomehr muß es mich jetzt wundern, daß der Herr Chef des 
Generalstabes neuerdings auf die außerordentlichen Kredite zu sprechen 
kommt, welche über das Maß der für die nächsten fünf Jahre bewil¬ 
ligten Ausgaben hinausgehen und welche bereits den Gegenstand der 
gemeinsamen Ministerberatung vom 5. März 1. J. gebildet haben. 
Diese Forderung wurde damals von beiden Herren Ministerpräsi¬ 
denten unter Hinweis auf die parlamentarische Undurchführbarkeit 
unter anderem auch mit der Motivierung abgelehnt, daß damit die 
Grenzen der finanziellen Leistungsfähigkeit der Monarchie überschritten 
würden. 
Ich habe mich diesem Votum aus Erwägungen der äußeren Politik 
angeschlossen, und es erscheint mir auch heute richtig, an demselben 
festzuhalten, da uns von keiner Seite eine Gefahr droht, unsere Bezie¬ 
hungen zu allen Mächten sich vielmehr in vollkommen zufriedenstellen¬ 
der Weise fortentwickeln. 
Es ist ja selbstverständlich, daß die Monarchie immer bereit sein 
muß, einen ihr aufgezwungenen Krieg zu führen und die Anstrebung 
aller Mittel, die diesem Zwecke gelten und dazu dienen, die stete 
Schlagfertigkeit der Wehrmacht zu gewährleisten, wird bei mir immer 
auf regstes Verständnis und auf bereitwilligste Mitwirkung zu rechnen 
haben. 
Etwas anderes aber ist es, wenn Forderungen aufgestellt werden, 
die spezielle Rüstungsvorbereitungen zu einem konkreten Kriege 
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