Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Aber auch vom Standpunkte der auswärtigen Politik würde er ein 
solches Vorgehen für sehr bedenklich halten. Es sei zweifellos, daß 
durch die von den Delegationen votierten bedeutenden Mittel unsere 
Stellung in Europa gehoben und unser Ansehen wesentlich erhöht 
worden sei, so daß wir nun mit größter Sicherheit und Festigkeit für die 
von uns verfolgten friedlichen Ziele emtreten können. 
Die Monarchie hegt keine Aspirationen über ihren gegenwärtigen 
Besitz hinaus, und er fasse die von ihm im Aufträge Seiner Majestät 
und unter Zustimmung der beiden Ministerpräsidenten geführte äußere 
Politik dahin auf, daß wir bei etwa eintretenden Verwicklungen nicht 
sofort aktiv hervorzutreten hätten, sondern die Dinge sich vorerst ent¬ 
wickeln lassen und erst dann eingreifen sollen, wann und wie es die 
Interessen der Monarchie erheischen. 
Unsere Politik weist demnach einen erhaltenden Charakter auf, 
dem wir auch bei Ergreifung außerordentlicher militärischer Ma߬ 
nahmen Rechnung tragen müssen. 
Wenn wir nunmehr einen neuen Rüstungskredit anfordern würden, 
würde man uns aggressive Absichten zuschieben, was dem von Seiner 
Majestät hinsichtlich der Führung der äußeren Politik der Monarchie 
erhaltenen Auftrag diametral entgegengesetzt wäre. Überdies würden 
wir durch die rasch aufeinanderfolgende Einstellung solcher Summen 
unsere Nachbarn noch zur Steigerung ihrer Rüstungen ermuntern. 
Auch möchte ich noch hervorheben, daß aus den lichtvollen Darstel¬ 
lungen des Herrn Chefs des Generalstabes zu entnehmen sei, daß bereits 
heute eine wesentliche Steigerung unserer Kriegsbereitschaft konstatiert 
werden konnte, daß aber die Kriegsverwaltung sich darauf beschränkt 
hat, dasjenige zu beanspruchen, was sie für das Dringendste und Not¬ 
wendigste gehalten hat, übrigens steht es der Heeresverwaltung frei, 
dort, wo dies erforderlich erschiene, ein Virement eintreten zu lassen. 
Zum Schlüsse will er dem Chef des Generalstabes im Namen aller 
Anwesenden den Dank für seine so eingehenden und interessanten Dar¬ 
legungen aussprechen; die Teilnehmer an der heutigen Beratung seien 
überzeugt, daß Seine Exzellenz es für seine Pflicht gehalten hat, die 
maßgebenden Faktoren auf jene Erfordernisse aufmerksam zu machen, 
welche nach seinem Dafürhalten unumgänglich notwendig sind, doch 
wären den Regierungen, wie erwähnt, durch die finanzielle Leistungs¬ 
fähigkeit unüberschreitbare Grenzen gezogen. 
Ährenthal m. p. 
Für die Richtigkeit der Abschrift: 
Wien, am 5. September 1911. 
P a i c m. p., Obstlt.“ 
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