Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Äußern und der k. u. k. Botschaft in Rom die zahlreichen Verurteilungen 
italienischer Spione bei uns seitens der Justizbehörden nicht bekannt¬ 
gegeben wurden, ist sehr zu bedauern; die meisten dieser Prozesse — 
so namentlich die Fälle Bartmann, Colpi und Genossen, sowie Kretsch- 
mar — wurden in allen Tagesblättem breit und in dem üblichen Sensa¬ 
tionstone besprochen. Zweifel darüber, für wen diese Leute tätig waren, 
sind schwer möglich. 
Um die in derselben Note des Grafen Ährenthal erwähnte Behelli¬ 
gung und Kompromittierung unserer Vertretungen durch im Auslande 
aufgegriffene Kundschafter zu verhindern, werden diese stets eindring¬ 
lichst dahin instruiert, daß sie sich unter gar keiner Bedingung an die 
k. u. k. Vertretungen wenden oder auf sie berufen dürfen. Leider ist 
das bei der Qualität dieser Leute nicht in allen Fällen erreichbar, obgleich 
sie tatsächlich keine Verbindungen mit unseren Vertretungen haben. 
Obgleich der Herr Minister des Äußern selbst andeutet, daß der 
Bericht des Herrn von Merey zu drastisch stilisiert war, nimmt Graf 
Ährenthal am Schlüsse seiner Note vom 7. August dennoch gegen mich in 
einem derart autoritativen und verletzenden Tone Stellung, daß ich im 
Bewußtsein, stets nur die mit meiner Stellung verbundenen Pflichten zu 
erfüllen, mich entschieden gegen eine solche Sprache verwahren muß. 
Ich bitte E. M., hievon Allerhöchst Kenntnis nehmen zu wollen 
und füge a. u. bei, daß ich dem Grafen Ährenthal eine Verständigung 
darüber zukommen ließ, daß ich in dieser Angelegenheit E. M. einen 
a. u. Vortrag unterbreite. 
Wien, am 9. September 1911. Conrad, m. p., G. d. I.“ 
Auszug „Beilage 1. 
aus dem Protokoll der Ministerratssitzung in Budapest 
am 5. März 1911*). 
Der Vorsitzende hebt hervor, daß er als Minister des Äußern, 
soweit es von ihm abhänge, selbstverständlich für die Ausgestaltung 
der Wehrkraft eingetreten sei, daß er sich aber den von beiden Herren 
Ministerpräsidenten abgegebenen Erklärungen nur vollinhaltlich 
anschließen könne. 
Er teilt vollkommen die Ansicht, daß die neuerliche Forderung von 
260 Millionen Kronen, nachdem die Delegation eben so namhafte 
Beträge für Rüstungszwecke bewilligt hat, eine schwere innerpolitische 
Perturbation hervorrufen würde. 
*) Das ganze Protokoll dieser Ministerratssitzung ist auf den 
Seiten 134 u. f. abgedruckt. 
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