Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

nischen Grenze sind in den Jahren 1909, 1910 und 1911 zusammen im 
ganzen acht solche Fälle vorgekommen, während in demselben Zeit¬ 
räume in 62 Fällen Grenzüberschreitungen italienischer Militärpersonen 
bei uns dienstlich gemeldet wurden. 
Da aber die Presse Italiens jeden durch unsere Truppen hervor¬ 
gerufenen Grenzzwischenfall für ihre nationalistischen Zwecke aus¬ 
beutet und ins Maßlose aufbauscht, da ferner der Herr k. u. k. Bot¬ 
schafter in Rom Bedenken wegen der möglichen Folgen solcher 
Zwischenfälle geäußert hat, sah sich das Ministerium des Äußern erst 
kürzlich veranlaßt, wegen des Grenzkonflikts auf der Cima Mandriolo 
der königlich italienischen Regierung das Bedauern auszusprechen, was, 
soweit mir bekannt, von italienischer Seite noch in keinem Falle 
geschehen ist. 
In der Korrespondenz, welche den Vorfall auf der Cima Mandriolo 
betraf, sprach der Herr Minister des Äußern in einer Note an den 
Reichskriegsminister, deren Abschrift ich als Beilage 5 a E. M. a. u. 
zur Allerhöchsten Kenntnis unterbreite, ausdrücklich die Vermutung 
aus, daß ein die Grenzverletzung veranlassender Befehl vom General¬ 
stabe ausgegangen sei. Ich war gezwungen, mich in der abschriftlich 
a. u. angeschlossenen Bemerkung Glst. Nr. 3091 von 1911 (Beilage 5 b) 
an das Reichskriegsministerium gegen einen solchen Verdacht nach¬ 
drücklich zu verwahren, da es natürlich ganz ausgeschlossen ist, daß 
ich außer den mit der Allerhöchsten Genehmigung E. M. jährlich aus¬ 
gegebenen Alarmweisungen noch insgeheim Aufträge geben würde, 
welche mit den Befehlen des Reichskriegsministeriums im Widerspruche 
wären. Die von E. M. Allerhöchst genehmigten Alarmweisungen aber 
müssen als streng geheime Kriegsvorsorgen naturgemäß der Kenntnis 
und Kontrolle des Ministeriums des Äußern unbedingt entzogen bleiben. 
Ich bitte E. M. Allergnädigst zu gestatten, daß ich bei diesem 
Anlasse auch über den für die militärischen Kriegsvorsorgen ganz 
unentbehrlichen Kundschafterdienst a. u. berichte, welcher gleichfalls 
wiederholt Anlaß zu Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Grafen 
Ährenthal und mir gegeben hat. 
Aus den Erfahrungen der Krise des Jahres 1908/1909 ergab sich 
die dringende Notwendigkeit, den Kundschafterdienst auf weitere 
Gebiete zu erstrecken und umsomehr auszugestalten, als sich eben 
gezeigt hatte, daß es gerade in Zeiten politischer Spannung doppelt 
schwer ist, neue Kundschafter zu erwerben und gute Nachrichten zu 
erhalten. 
238
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.