Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

'\-j - M» . - ,• 
Ausdruck geben und auf die Gefahren hinweisen, welche Unterlassungen 
in dieser Richtung nach sich ziehen könnten. 
Ich muß aber auch zweifellos die gegen mich gerichtete Vermutung, 
als bestünde bei uns eine »Militärpartei«, auf das entschiedenste zurück¬ 
weisen. Diese Vermutung schließt einen schweren, ungerechtfertigten 
Vorwurf in sich, dem ich mich umsoweniger ausgesetzt glaubte, als ich 
meine Überzeugung stets mit pflichtgemäßer Offenheit E. M. a. u. zur 
Allerhöchsten Kenntnis unterbreite und meinem Wesen jedes mit dem 
Begriffe »Militärpartei« verbundene Konspirieren gänzlich fremd ist, 
ein Umstand, der auch dem Grafen Ährenthal auf Grund unseres per¬ 
sönlichen Verkehrs nicht unbekannt sein konnte. 
Wie wenig übrigens die immer wieder betonten Bemühungen 
unseres Ministeriums des Äußern, die öffentliche Meinung in Italien zu 
unseren Gunsten zu stimmen, wirksam sind und wie sehr die uns aus¬ 
gesprochen feindlichen nationalistischen Tendenzen der Irredenta unter 
der stillschweigenden Patronanz der offiziellen italienischen Kreise über¬ 
handnehmen, bitte ich E. M. der a. u. beigeschlossenen Beilage 3 Aller¬ 
höchst zu entnehmen. 
Die Bedenken hinsichtlich der Erregung der öffentlichen Meinung 
unserer Nachbarn haben aber auch gelegentlich der Verhandlungen 
über die Regulierung der bosnisch-serbischen Grenze an der Drina im 
Sommer 1911 beim Ministerium des Äußern die Besorgnis erregt, daß 
ein Festhalten an unseren berechtigten Ansprüchen zu Weiterungen 
führen könnte, und dieses Ministerium dazu veranlaßt, trotz der für 
uns zweifellos günstigen Rechtslage die vorbehaltlose, definitive 
Abtretung der strittigen Drinainseln an Serbien in Aussicht zu nehmen, 
wodurch ein Teil der Grenze endgültig in militärisch höchst nachteiliger 
Weise im Raume westlich der Drina verlaufen würde. 
Dieser Absicht mußte ich pflichtgemäß in der an das Reichskriegs¬ 
ministerium gerichteten Bemerkung Glstb. Nr. 2795 von 1911, welche 
ich in der Abschrift als Beilage 4 E. M. a. u. unterbreite, entschieden 
entgegen treten. 
Was die Grenzzwischenfälle betrifft, die sich an der italienischen 
Grenze ebenso wie an der serbischen, türkischen und montenegrinischen 
von Zeit zu Zeit ergeben, so haben die meist unbeabsichtigten Über¬ 
schreitungen ihre Ursachen teils im Vorhandensein strittiger Grenz¬ 
strecken, teils in der unzureichenden Vermarkung der Grenzen im 
schwierigen Gebirgsterrain. 
Die Heeresverwaltung war bestrebt, alles vorzukehren, um Grenz¬ 
überschreitungen durch ö.-u. Militärpersonen zu vermeiden und auf die 
Fälle unvermeidlicher Irrtümer zu beschränken. Speziell an der italie¬ 
237
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.