Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

besondere Ereignisse im Jahre 1912 in Italien längst 
allgemeine Verbreitung gefunden hat.“ 
Im übrigen ließ ich mich durch das Vorgefallene nicht abhalten, auch 
weiterhin Graf Ährenthal über Italien zu orientieren. So in einem 
Schreiben vom 25. April 1911, in dem ich erneuert auf den Termin von 
1912 hinwies, mit dem Beifügen, daß der Generaldirektor des Artillerie- 
und Geniewesens im italienischen Kriegsministerium von den liefernden 
Firmen mit Bestimmtheit verlangte, daß das gesamte Artilleriematerial, 
einschließlich aller Wagen und der Munition, bis längstens Ende 
1912 fertiggestellt sei. 
Die durch den Bericht Herrn von Mereys zu Anfang des Jahres 1911 
hervorgerufene Mißstimmung erlitt eine weitere Verschärfung durch 
folgenden Vorfall: 
Während nämlich Italien unsere Grenzgebiete mit Spionen über¬ 
schwemmte, von denen zahlreiche ergriffen, der Schuld überführt und auch 
abgeurteilt wurden, setzte Graf Ährenthal der Entsendung von k. u. k. 
OSizieren zu Rekognoszierungszwecken, sowie dem Kundschaftsdienst die 
weitestgehenden Hindernisse entgegen. Auch der Botschafter in Rom, 
Herr von Merey, nahm dagegen Stellung, beklagte sich darüber und 
schrieb: „Man sollte die Langmut der Italiener nicht zu stark in Anspruch 
nehmen.“ Seitens Graf Ährenthals wurde das betreffende Schreiben 
Mereys an den Kriegsminister Baron Schönaich und von diesem an mich 
übergeben. In meiner die Notwendigkeit des Kundschaftsdienstes hervor¬ 
hebenden Antwort vom 4. Juli 1911 hatte ich auch den Satz auf¬ 
genommen: „Es ist mir unverständlich, wie der k. u. k. Botschafter in 
Rom, dem ja die große Zahl der in Österreich-Ungarn erfolgten 
Aburteilungen italienischer Spione nicht unbekannt geblieben sein kann, 
von der Langmut der italienischen Regierung zu sprechen vermag. Solche 
Anschauungen scheinen geeignet, das schwere Bedenken zu rechtfertigen, 
daß die Interessen der Monarchie nicht jene energische Vertretung finden, 
wie sie wohl jeder andere Staat von seinen bezüglichen Funktionären 
voraussetz'c“*). 
Baron Schönaich übermittelte mein Schreiben, obzwar es nur für den 
internen Gebrauch des Kriegsministeriums bestimmt war, an Graf Ähren¬ 
thal, der dasselbe am 7. August in einem ebenso gereizten als autoritativen 
*) Während andere Staaten für ihre im Kundschaftsdienst verwen¬ 
deten Offiziere stets mit voller Autorität eintraten, wurden k. u. k. Offiziere 
in der Regel fallen gelassen, wenn sie entlarvt wurden, da dies dem Mini¬ 
sterium des Äußern Unbequemlichkeiten verursachte. 
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