Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

andererseits verpflichtet, E. E. Aufmerksamkeit auch bei diesem Anlasse 
auf die große Gefahr zu lenken, welche eine Verkennung der kriegerischen 
Vorbereitungen Italiens und ein Unterlassen der dringenden eigenen 
Gegenmaßnahmen in sich schließen würde. 
Genehmigen etc.... Conrad. 
Expediert 30. Jänner 1911.“ 
Die Gardasee-Schiffahrtsfrage wurde, und zwar auch in der Publi¬ 
zistik, zu einer Affäre aufgebauscht. 
Ein ungarisches Blatt verstieg sich sogar zu der Behauptung, daß 
die Armeemanöver bei Veszprim nur veranstaltet wurden, um den 
Plattensee (!) als Analogon für Operationen am Gardasee auszunützen! 
Als aber auch Italien seine Stimme dagegen erhob, fiel das Projekt. 
Mittlerweile verschärfte sich mein Konflikt mit Graf Ährenthal durch 
einen anderen Vorfall. 
Wie erinnerlich, hatte mir Graf Ährenthal in seinem Schreiben vom 
6. Jänner 1911 bekanntgegeben, daß er meine Mitteilungen über Italiens 
Rüstungen auch durch seine Organe „überprüfen“ lassen werde. 
Am 23. Feber 1911 erhielt ich nun im Wege des Kriegsministeriums 
einen Bericht, den der ö.-u. Botschafter in Rom, Herr von Merey, an 
Graf Ährenthal erstattet hatte. Dieser Bericht lautete wie folgt: 
Herr v. Merey an Graf Ährenthal. 
„Nr. 4 D. 
Streng vertraulich! 
Hochgeborner Graf! 
Indem ich mich anschicke, den hohen, streng vertraulichen Erlaß vom 
10. 1. M. Nr. 77 zu beantworten, darf ich vor allem betonen, daß ich den 
militärischen Vorgängen in Italien unausgesetzt meine volle Aufmerksam¬ 
keit zuwende und mich speziell über militärpolitische und budgetäre 
Fragen der Rüstungen Italiens in großen Zügen auf dem laufenden zu 
erhalten trachte, insoweit dies bei meiner naturgemäß geringeren fachlichen 
Kompetenz möglich ist. Ich muß hiebei annehmen, daß die beiden mili¬ 
tärischen Organe dieser Botschaft über die Fragen, speziell nach ihrer 
organisatorischen und technischen Seite hin, an ihre Vorgesetzten Stellen 
erschöpfend berichten. 
Bei dem vorliegenden Anlasse habe ich über die von E. E. bezw. 
dem Chef des Generalstabes aufgeworfene Frage, obwohl mein Urteil 
darüber schon auf Grund meiner eigenen früheren Eindrücke und 
Informationen ziemlich feststand, mit dem Marineattache speziell eingehend 
Rücksprache gepflogen. 
222
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.