Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Der Konflikt mit Graf Ährenthal. 
Die große Meinungsdifferenz zwischen mir und Graf Ährenthal geht 
aus allem Geschilderten hervor. Sie gipfelte darin, daß ich die Monarchie 
auf dem Wege zu vitalen, schweren Komplikationen begriffen sah, für 
deren Überwindung sich die Verhältnisse von Jahr zu Jahr verschlechtern 
mußten, so daß nur rechtzeitiges vorbeugendes Handeln Rettung 
erhoffen ließ, Graf Ährenthal aber weder diesem Handeln zuneigte, 
noch mit jener Entschiedenheit für die Entwicklung der Wehrmacht 
eintrat, die mit Rücksicht auf die kommende Gefahr geboten gewesen 
wäre. Dazu kam sein Festhalten an der Dreibundpolitik, im Gegensatz 
zu meinem tiefen Mißtrauen gegenüber Italien. 
Ich war mir nicht im Zweifel, daß unser gegenseitiges Verhältnis 
auf die Dauer unhaltbar sei und Graf Ährenthal eine ihm passende 
Gelegenheit benützen werde, mich zu beseitigen. 
Schon Ende des Jahres 1910 wiesen mannigfache Nachrichten darauf 
hin, daß Italien das Jahr 1912 als jenen Termin im Auge habe, zu dem 
es das Wesentlichste seiner militärischen Bereitschaft, also einen Höhe¬ 
punkt derselben erreicht haben wollte. 
Gelegentlich einer Unterredung am 19. Dezember 1910 hatte ich 
Graf Ährenthal hierauf aufmerksam gemacht und es durch ein Schreiben 
vom 3. Jänner 1911 ergänzt, in dem ich auf diese Vorbereitungen Italiens 
hinwies mit dem Beifügen: 
„Es erscheint mir der Schluß naheliegend, daß Italien zu dem 
bezeichneten Termin an eine politische Lage denkt, für welche es seine 
absolute Schlagfertigkeit gesichert wissen will. 
Weitere Schlüsse politischer Natur muß ich selbstredend der Wohl¬ 
meinung Eurer Exzellenz überlassen, doch erachtete ich mich verpflichtet, 
dieses Resultat hierseitiger Studien und Nachrichten Euer Exzellenz 
bekanntzugeben.“ 
Ich erhielt hierauf das nachstehende Antwortschreiben: 
218
	        
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