Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Anschauungen abzuweichen, die ich in dem schon früher vollinhaltlich 
angeführten Schreiben an Graf Ährenthal vom 24. September 1911 aus¬ 
gesprochen hatte. (Seite 172.) 
Im gleichen Sinne habe ich das folgende Schreiben an Seine Kaiserliche 
Hoheit Erzherzog Franz Ferdinand gerichtet: 
„Steyr, 12. Oktober 1911 abends*). 
Euer Kaiserliche Hoheit! 
Geruhen Euer Kaiserliche Hoheit meinen ehrfurchtsvollsten Dank für 
Euer Kaiserlichen Hoheit so gnädiges Schreiben entgegenzunehmen. 
Ich habe teils schriftlich, teils mündlich meine schweren Bedenken 
über die vertrauensselige Politik gegenüber Italien Seiner Majestät a. u. 
vorgetragen und hervorgehoben, daß ich es dringend geboten erachte, 
unsere militärischen Vorbereitungen, und zwar ebenso zu Land als zur 
See, auf das schleunigste zu vervollständigen, ohne sich um die fort¬ 
währenden Rücksichten und Bedenken des Ministers des Äußern zu 
kümmern. 
Ich habe in unsere Diplomatie nicht das Vertrauen, um nur von 
ihrem Wohlmeinen die militärischen Vorkehrungen abhängig zu machen. 
Daß sie auch jetzt wieder durch die Aktion Italiens völlig überrascht 
war, steht außer Zweifel, charakteristisch ist dafür, daß gerade zur 
kritischen Zeit sowohl der Botschafter in Rom, als jener in Konstantinopel 
auf Urlaub waren. 
Geruhen Euer Kaiserliche Hoheit den Ausdruck ehrfurchtsvollster 
Ergebenheit entgegenzunehmen von 
Eurer Kaiserlichen Hoheit treu gehorsamstem 
C o n r a &“ 
Aus der Schweiz hatte ich Nachrichten, daß in Serbien Befehl an 
die Divisionskommanden ergangen sei, sich für die Mobilmachung bereit¬ 
zuhalten, im östlichen Frankreich Truppenansammlungen stattfänden und 
die deutschen Sozialdemokraten ihre Parteikassen in die Schweiz geflüchtet 
hätten. 
Gelegentlich eines Briefwechsels mit dem schweizerischen Chef des 
Generalstabes, Oberst-Korpskommandanten von Sprecher, anläßlich Ein¬ 
ladung desselben zu unseren Armeemanövem, gab ich in einem Schreiben 
vom 16. August 1911 meiner Ansicht über die Lage dahin Ausdruck, 
„daß ich die Großmächte wenig geneigt für eine kriegerische Lösung 
*) Ich befand mich dort zur praktischen Prüfung der Stabsoffiziers¬ 
aspiranten für den Generalstab. 
14* 
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