Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

kann, in dem er sich aber mit manchen anderen maßgebenden Faktoren, 
auch dem König, nicht im Einklänge befindet.) 
Wenige Tage später sprach der Premier auch mit dem Herrn 
k. u. k. Geschäftsträger von Ugron über das Bahnthema. Dieser berührte 
in akademischer Form das seit längerem bestehende Projekt, eine neue 
Schnellzugslinie Budapest—Hermannstadt—Bukarest zu etablieren, was 
den Bau einer Verbindungsbahn zwischen Rimnic—Välcea und Curtea de 
Arges nötig machen würde. Herr Carp antwortete ihm, dieses Projekt 
stünde noch in weiter Feme, da man vor allen Dingen die Tölgyesbahn 
bauen würde, die man dem k. u. k. Generalstabe zugesagt habe. (Dies 
sei als Bestätigung für den Emst der Absichten Herrn Carps angeführt.) 
II. Aufmarschfragen. Da General Zotu*) erst ganz kurz im 
Amte, daher wahrscheinlich noch nicht in vollem Umfange orientiert ist, 
hielt ich es nicht für angebracht, vor meiner Abreise dieses Thema zu 
berühren. Ich resümiere im folgenden kurz den derzeitigen Stand der 
Angelegenheit: 
Daß die Aufmarschfragen in dem von E. E. gewünschten Sinne 
bearbeitet wurden, ist durch das mir von General Crainiceanu gezeigte 
Memoire bestätigt; eine Erhärtung und Kontrolle dessen bilden die von 
dem König gelegentlich meiner Audienzen sowohl 1910 als 1911 dies¬ 
bezüglich gemachten Bemerkungen, deren Fassung und Ton — von dem 
sonst von Majestät im Verlauf der Audienz beibehaltenen leichten Kon¬ 
versationston abweichend — die Absicht, sie zu machen, erkennen ließ. 
Wie weit dieses mehr als Studie angelegte Memoire in praktische Auf¬ 
marschvorbereitung umgesetzt ist, ließ sich mit Sicherheit nicht feststellen. 
Nach General Crainiceanus Versicherung wäre dies bezüglich aller drei 
Varianten geschehen; ich habe nach wie vor den Eindruck, daß die 
Variante »Berläd« ernster zu nehmen ist, als die »nördliche Moldau«; 
die dritte Variante »Sereth« war ja seit jeher vorbereitet. 
ln Bezug auf den Charakter dieser Vorarbeiten ist anzunehmen, daß 
sie Umfang und Gründlichkeit der bei uns üblichen überhaupt nie 
erreichen. Diesbezüglich sind Ausbildung und Gewissenhaftigkeit des 
rumänischen Großen Generalstabs gegenüber dem unseren sehr zurück. 
So weit ich feststellen konnte, werden im allgemeinen die Transport¬ 
bewegungen vorbereitet, jedoch ohne Zuziehung der Zivileisenbahn¬ 
behörde; es werden Transportkalküls und — wie man mir sagte — auch 
Fahrpläne gemacht, das »wie« muß natürlich offen bleiben. Als 
Charakteristikum sei an die schon seinerzeit gemeldete Tatsache erinnert, 
*) Der neu ernannte Chef des Generalstabes. 
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