Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

sichtlich der Instradierung, aber gewiß nicht so eingehend wie bei uns. 
Man habe sich früher darauf verlassen, erst eintretenden Falles zu über¬ 
legen, was geschehen soll. Mit Bezug auf mein Bemühen, den 
rumänischen Aufmarsch möglichst in die nördliche Moldau zu verlegen, 
meldete Fischer, daß ein Aufmarsch bei Birlat (Berläd), aber auch ein 
solcher am unteren Sereth in Arbeit sei. Jener bei Dorohoju werde wohl 
gleichfalls ausgearbeitet, auch sei die dortige Gegend durch General¬ 
stabsoffiziere erkundet worden, doch sei es fraglich, ob man sich dafür 
entschließen werde. Die Aufmarscharbeiten befänden sich tatsächlich noch 
beim bisherigen Chef des Generalstabes, General Crainiceanu. Er sei 
heute ein Privatmann, seine Wiederanstellung aber sei möglich, selbst 
wahrscheinlich, insbesondere für den Fall des Emporkommens der 
liberalen Partei, in der er viele Anhänger habe. 
Als bedeutendste Persönlichkeit für die Stelle des Chefs des General¬ 
stabes käme General Averescu in Betracht, doch habe er Feinde in der 
Generalität wegen seines scharfen Vorgehens in Personalfragen in seiner 
Eigenschaft als Kriegsminister. Er wäre auch dem jetzigen Kriegs¬ 
minister Filipescu eine zu prägnante Persönlichkeit; dieser wünsche eine 
fügsamere. Filipescu soll gut sein, nehme die Sache sehr ernst, habe viel 
Einfluß im Ministerium Carp und neige zweifellos zu Österreich-Ungarn. 
Überhaupt habe sich auch in den letzten zwei Jahren in der Öffentlichkeit 
die Stimmung uns zugewendet, doch dürfe man nicht übersehen, daß 
in Rumänien eine nationale Partei bestehe, die ein „Großrumänien“ 
im Programm habe und die nationale Entwicklung im Ausland anstrebe. 
Auf meine Frage hinsichtlich der Idee einer Angliederung Rumäniens 
an die Monarchie, meinte Fischer, daß eine solche im Volke um den 
Preis der Vereinigung mit Siebenbürgen große Sympathien finden, aber 
auf den Widerstand des an der Souveränität hängenden Königshauses, vor 
allem jenen König Carols, stoßen würde. 
Schließlich kam noch der Anschluß der rumänischen Bahnen bei 
Petra an die siebenbürgischen zur Sprache, der mit dem Fall rechnete, 
daß eine in der nördlichen Moldau versammelte Armee ihre Nachschübe 
aus der Walachei über Siebenbürgen leiten müßte. Hauptmann Fischer 
erwähnte, daß der König mit diesem Bahnbau einverstanden sei, umso¬ 
mehr, als auch Krongüter an dieser Strecke lägen. 
Nachdem im Frühjahr 1911 für Hauptmann von Fischer die Zeit 
ablief, nach der Militärattaches wieder zum Dienst in der Heimat rück¬ 
berufen wurden, erfolgte seine Ablösung durch Hauptmann von Bilimek 
Bei diesem Anlasse sandte Fischer noch folgenden Bericht: 
197
	        
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