Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Infolge der Ereignisse bei Prevesa sei die Stimmung unter den Gro߬ 
mächten, speziell in England imd Frankreich, für Italien wesentlich 
ungünstiger geworden. 
Sir Edward Grey hat sich dem italienischen Botschafter gegenüber 
diesbezüglich in scharfer Weise ausgesprochen.“ 
Am 11. Oktober 1911 besuchte mich der türkische Militärattache 
Oberst Blaque Bey. Er wies darauf hin, daß also der Krieg erklärt sei und 
fragte, ob ich glaube, daß Italien auch am Kontinent etwas unternehmen 
werde, und was meiner Ansicht nach die Türkei diesfalls tun solle. 
Ich erwiderte, daß ich nicht Minister des Äußern bin und es nicht 
meine Sache wäre, als Soldat Politik zu treiben. Ich könne nur eine 
private Ansicht äußern, etwa so, wie wenn wir zusammen im KaSeehaus 
sitzen würden und setzte fort: 
„Wenn ich ein Türke wäre, würde ich der Türkei raten, falls Italien 
etwas Feindliches auf dem Kontinent unternimmt, ein Rundschreiben an 
die Mächte zu richten, worin das Vorgehen Italiens dargelegt wird. Das 
Rundschreiben dürfte nur wirkliche Daten enthalten, also ob tatsächlich 
eine Landung erfolgte, ob Italien in Albanien gegen die Türkei agitiert, 
oder ob Italien in Griechenland etwas unternimmt. Die Türkei müsse den 
Mächten zu bedenken geben, welch große Gefahr hierin liege, sowie, 
daß das, was heute der Türkei geschieht, auch anderen geschehen könne.“ 
Dann fügte ich bei, es wäre anzunehmen, daß die italienische Flotte aus¬ 
genützt wird, auch in anderen Gebieten (außer Nordafrika) aufzutreten. 
Bei dem Gang der Ereignisse kam es mir sehr darauf an, ununter¬ 
brochen über die Vorgänge an der Zentralstelle in Italien — also Rom — 
unterrichtet zu sein, von wo aus alle militärischen Maßnahmen ihren 
Ausgang hatten. Dies war mir das Wichtigste, das Detail der militärischen 
Ereignisse in Tripolis trat demgegenüber zurück. 
In klug vorbedachter Weise lud jedoch Italien*) die Militärattaches 
ein, nach Tripolis zu kommen. Es hielt sie dabei aber eigentlich auf 
einem in See liegenden Kriegsschiff interniert, um ihnen nur dort zeit¬ 
weise Einblick zu gewähren, wo es Italien paßte. Da auch seitens unseres 
Auswärtigen Amtes die Zustimmung hiezu gegeben wurde, richtete ich 
folgendes Schreiben an Exzellenz Baron Bolfras: 
t- tt i „Steyr, am 14. Oktober 1911. 
Euer Exzellenz! ” ’ 
Ich bitte zu verzeihen, daß ich E. E. hinsichtlich der Belassung 
Mietzls in Rom so sehr belästige, aber ich kann es nicht fassen, daß man 
ihn gerade jetzt von dort wegnimmt. 
*) Nachdem es unsere Bitte, einige Offiziere an der Expedition teil¬ 
nehmen zu lassen, (trotz des Bundesverhältnisses) abgelehnt hatte. 
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