Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

In beiden Fällen erscheint es notwendig, schon jetzt alle jene 
militärischen Vorkehrungen ins Auge zu fassen und eintreten zu lassen, 
welche notwendig sind, um Italien gegenüber nicht schon bei Beginn 
eines Konfliktes in der Hinterhand zu sein. 
Ich muß hier ganz besonders hervorheben, daß aller Voraussicht nach 
kommende Kriege von dem aggressiv auftretenden Partner überfallsweise 
werden begonnen werden, weil dies einen enormen Vorteil bietet. 
Alle militärischen Maßnahmen Italiens (wie Mannschaftseinberufungen, 
Pferdestellung, Truppenverlegungen, maritime Vorkehrungen, bahn¬ 
technische Maßnahmen etc.) müssen daher ganz besonders auch von 
diesem Standpunkt beurteilt, scharf beobachtet und wenn ihre Ungefähr¬ 
lichkeit für die Monarchie nicht zweifellos feststeht, mit sofortigen 
Gegenmaßnahmen beantwortet werden. Unterlassungen in dieser 
Beziehung müßten die schwerste Verantwortung nach sich ziehen. 
Ich bitte daher E. E., mich ganz besonders auch in dieser Richtung 
informiert zu erhalten. 
Es sei mir gestattet, an dieser Stelle auch jener hie und da vernehm¬ 
baren Anschauung entgegenzutreten, daß eine dauernde Okkupierung von 
Tripolis wegen der Notwendigkeit, dort Truppen zu belassen, eine 
dauernde militärische Schwächung Italiens bedeuten würde. Dieser 
scheinbare Nachteil wird weitaus wettgemacht durch den großen Macht¬ 
zuwachs, welchen Italien durch eine solche Gebietserweiterung erfahren 
würde. Die große finanzielle Kräftigung, die Bevölkerungsentwicklung 
etc. etc., würden in Hinkunft auch Italiens militärische Machtstellung 
erhöhen. 
Es ist dies in ganz analoger Weise der Fall wie bezüglich Bosniens 
und der Monarchie, oder Algiers und Frankreichs etc. etc. 
Wenn ich im vorstehenden jener Lage gedacht habe, welche die 
Monarchie in kriegerischen Gegensatz zu Italien zu bringen vermöchte, 
sobald dieses aktiv in die Tripolisfrage eintritt, möchte ich noch der 
Möglichkeit gedenken, daß die Monarchie das Engagement Italiens in 
Tripolis dazu benützt, um gleichzeitig auf anderem Gebiete, also am 
Balkan, jene Ziele zu verfolgen, bei deren Erstrebung sie in Hinkunft 
gefaßt sein müßte, dem Widerstand Italiens zu begegnen; auch für diesen 
Fall erschiene es unerläßlich, jetzt schon an die entsprechenden militä¬ 
rischen Vorbereitungen zu gehen. 
Ich resümiere daher: 
Militärische Vorkehrungen erscheinen notwendig: 
wenn die Monarchie mit einem Konflikt mit Italien rechnen muß, 
wenn sie mit aktivem Vorgehen am Balkan rechnen will, 
endlich
	        
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