Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Diese Vorgänge am Balkan, speziell die Verfeindung zwischen den 
Albanesen und der Türkei, auf welch beide man im Falle kriegerischer 
Verwicklungen der Monarchie mit Serbien und Montenegro gerechnet 
hatte, sei es auch nur, daß sie feindliche Kräfte binden, veranlaßten mich 
zu einem Briefwechsel mit Graf Ährenthal, dessen Inhalt aus folgendem 
Schreiben hervorgeht. 
In der hierstelligen Zuschrift Res. Gstb. Nr. 1047 von 1911 habe 
ich um Bekanntgabe der dortseitigen Anschauungen hinsichtlich unseres 
Verhältnisses zur Türkei, insbesondere mit Rücksicht auf dessen Rück¬ 
wirkung im Falle eines Konfliktes der Monarchie mit Serbien und Monte¬ 
negro gebeten und der darauf erfolgten Antwort entnehmen müssen, daß 
auf eine direkte Unterstützung seitens der Türkei in diesem Falle kaum 
zu rechnen sei. 
Nun wurde aber bisher bei den Kriegsvorbereitungsarbeiten gegen 
Montenegro eine eventuelle Unterstützung seitens der Albanesen ins Auge 
gefaßt, auf welche nach dem dermaligen Stand der Dinge gleichfalls nicht 
mehr gerechnet werden kann, da es dahin gekommen ist, daß die 
Monarchie in Albanien alle bisher bestandenen Sympathien verloren hat 
und die Albanesen sogar in Gegnerschaft zur Türkei gekommen sind und 
in das Lager der Montenegriner getrieben wurden; mindestens gilt dies 
von den christlichen Stämmen. 
Da aber eine solche Situation für die militärischen Vorkehrungen 
nicht gleichgültig ist, erschiene es mir aus operativen Gründen dringend 
geboten, die Position der Monarchie in Albanien wieder herzustellen. 
Hiezu erschiene es mir geraten, daß österreichisch-ungarischerseits auf 
die Pforte dahin eingewirkt werde, sich mit den Albanesen ehestens auf 
friedlichem Wege auszugleichen, sowie daß diese Einwirkung derart 
erfolge, daß es den Albanern bewußt werde, von wem dieselbe aus¬ 
gegangen ist, damit letztere in der Monarchie wieder ihre Schutzmacht 
erblicken 
Ich bitte das k. k. Ministerium des Äußern, mich auch über den 
Stand dieser Frage zu orientieren, umsomehr, als mir schon seit geraumer 
Zeit Berichte aus Cetinje nicht zugekommen sind. 
Genehmigen E. E. etc C o n r a d.“ 
Am 29. Mai 1911 besuchte mich der türkische Militärattache Oberst 
Blaque Bey. Unsere Unterredung geht aus folgendem, meinerseits an 
.Wien, am 11. Mai 1911 
Euer Exzellenz! 
Graf Ährenthal gerichteten Schreiben hervor 
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