Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Außenpolitische Vorgänge. 
Während sich die Monarchie durch die geschilderten inneren Kämpfe 
vollauf in Anspruch nehmen ließ, trugen sich außerhalb von ihr bedeut¬ 
same Ereignisse zu. Sie enthielten bereits die Keime zu späteren großen 
Verwicklungen und förderten Fragen zutage, deren Lösung nicht ohne 
empfindliche Rückwirkung auf die außenpolitische Lage Österreich- 
Ungams bleiben konnte. Immer mehr bestärkte mich dies in meinem 
Empfinden, daß die Monarchie die günstigen Momente für 
ihr Auftreten bereits versäumt habe, für die Wiederkehr 
solcher nur ein vages Hoffen bestehe, viel drückender aber die Sorge sei, 
daß Österreich-Ungams Politik bereits schweren Komplikationen entgegen¬ 
treibe, die sie vor einen Krieg unter ungünstigsten Bedingungen zu stellen 
drohten. 
Als Ausgangspunkt dieser Komplikationen hatte ich stets den Balkan 
vor Augen und den Blick daher unentwegt dahin gerichtet. 
Die Türkei litt unter schweren Erschütterungen. 
Albanien war im Aufstand, in Arabien bereitete sich ein 
solcher vor. Bei der Rolle, die Albanien in der Folge spielte, wende ich 
mich den dortigen Verhältnissen etwas eingehender zu; zunächst mit 
einem flüchtigen Blick auf Land und Leute. 
Albanien. Ein meist versumpfter Küstensaum, in dem monate¬ 
lang die Malaria herrscht und der nur sehr wenige brauchbare Häfen 
aufweist. Im Ostteil des Landes unwirtliches, kommunikationsarmes, nur 
von Saum- und Fußpfaden durchquertes, vielfach waldloses, nur gestrüpp¬ 
bedecktes hohes Mittelgebirge, das allmählich zur Ebene abstuft und von 
ost-west-ziehenden Flußtälem durchsetzt ist. Die Täler, sowie die Berg¬ 
füße sind mit südlichen Kulturen bebaut, ebenso auch Teile der Ebene, 
während der Rest derselben in ausgedehnten Strecken (Musakia) bloß 
Weideland zeigt. Die Einwohner — von Feldbau, Viehzucht, etwas 
Handel und Schiffahrt lebend — sind ein autochthones Volk, über dessen 
Herkunft sich die Gelehrten streiten; einige führen es auf die Pelasger 
zurück. Die Albanesen sprechen eine von allen anderen Idiomen 
abweichende Sprache (albanesisch), sind in zahlreiche Stämme geteilt, die 
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