Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Graf Stefan Tisza war ein scharfer Gegner des demokratischen 
Wahlrechtes, Justh und Kossuth jedoch forderten dieses und drohten 
mit der Opposition, solange dasselbe nicht gesichert wäre. Der 
Ministerpräsident Graf Khuen trachtete eine Lösung der Frage durch 
Erreichen militärischer Konzessionen für Ungarn zu erzielen, denen 
jedoch nicht nur die höheren Armeekreise, sondern auch Kaiser und 
Thronfolger widerstrebten. 
In Deutschland war bereits im Feber 1911 die Wehrvorlage mit 
einer Erhöhung des Friedensstandes um zirka 9000 Mann glatt durch¬ 
gegangen und alle anderen in Betracht kommenden Staaten arbeiteten 
emsig und mit reichen Mitteln an der Verstärkung ihrer Wehrmacht. 
In der Absicht, die konkreten Kriegsvorbereitungsarbeiten alljähr¬ 
lich mit 1. März derart neu fertiggestellt zu haben, daß von diesem 
Datum an Mobilisierung und Aufmarsch bereits den geänderten Ver¬ 
hältnissen entsprechend erfolgen können, habe ich dahin gewirkt, daß 
die bisher für den Winter (Dezember, Jänner) anberaumten Personal- 
Konferenzen bei Seiner Majestät schon früher stattfanden, damit die 
Diensteseinteilung der höheren Generale derart rechtzeitig festgestellt 
werde, um sie bereits in den neuen Mobilisierungs-Elaboraten verwerten 
zu können. 
Es fanden daher diese Konferenzen im Jahre 1911 schon Mitte 
Oktober statt. 
Dabei waren gewisse Differenzen auszugleichen. 
Bei Besetzung der höheren Kommandoposten (speziell der Korps- 
Kommanden) machten sich außer den militärischen Rücksichten auch 
solche innerpolitischer, sozialer und selbst rein persönlicher Natur 
geltend. Ich wollte die militärischen vorangestellt sehen. 
Als daher in der Konferenz am 17. Oktober 1911 Seine Majestät 
an die Teilnehmer der Sitzung die Frage richtete, ob jemand etwas zu 
bemerken habe, meldete ich mich zum Wort und hob hervor, daß die 
sachlichen Motivierungen den persönlichen voranzugehen hätten und 
vor allem die Festsetzung der Armee-Kommandanten erfolgen müsse, 
um diese in die Kriegs-Einteilungsliste aufnehmen zu können. 
Da nun einzelne Generale lediglich aus innerpolitischen und per¬ 
sönlichen Motiven noch mit Korpskommanden betraut bleiben sollten, 
während rangsjüngere zu Armeekommandanten designiert wurden, 
gelangte ein Ausweg zum Vorschlag, dahin, daß für diese rangsälteren 
Korpskommandanten eine Inspizierung seitens rangsjüngerer Armee- 
kommandanten zu entfallen habe. Dem widersetzte ich mich aus sach¬ 
lichen Gründen, da ich es notwendig fand, den Armeekommandanten
	        
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