Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Ich meinerseits vermag, wenn an der jetzigen Form der Vorlage fest¬ 
gehalten wird, die Art der Reduktion nicht zu finden. Es ist alles schon 
so billig, daß man billiger nicht rechnen, sondern nur teurer werden 
kann. Ich könnte, wie ich schon die Ehre hatte mündlich auszuführen, 
nur für das Festhalten an der dreijährigen Präsenz eintreten. Nach 
den Ausführungen Baron Schönaichs in der letzten Delegation ergäbe 
dies im Ordinanum 15, im Extraordinarium 30 Millionen Ersparnis, 
während sich die Zahl der Rekruten um 29.500 reduzieren würde. Dies 
könnte den Ausgangspunkt der Erwägungen bilden, bei welchen 
übrigens auch die Erfordernisse der Landwehr den Gegenstand einer 
Betrachtung bilden könnten. Vor meinem Auge schwebt das frühere 
deutsche System der „Dispositionsurlauber“, welches bis zur Schaffung 
des Gesetzes vom 3. August 1893 bestand und von welchem sich die 
Deutschen auch nur notgedrungen getrennt haben. Wir sind übrigens 
mit der Sache auch nicht unbekannt, denn auch von den 130.000 
Rekruten der dreijährigen Präsenz sind ]a 6000 Mann für Beurlaubun¬ 
gen nach zwei Jahren bestimmt. Im Jahre 1902 wurde gleichfalls von 
ihr gesprochen. Aber auch von den eben erwähnten, eventuell nicht zur 
Einstellung kommenden 29.500 Leuten könnte ja ein Teil unter der 
Bedingung zu dem Kontingent von 130.000 Mann geschlagen werden, 
daß eine ebenso große Anzahl von Leuten, ähnlich wie die 6000, nach 
zwei Jahren zui Beurlaubung kommt; die Anzahl könnte danach 
bemessen werden, wie viele Leute die jetzige Ausbildungsverfassung der 
Armee, ohne zu den kostspieligen Hilfsmitteln der zweijährigen Dienst¬ 
zeit greifen zu müssen, noch aufzunehmen vermag. 
Man kann das, wenn man mit dem volkstümlichen Schlagworte der 
zweijährigen Dienstzeit rechnen will, ganz mit Recht auch eine andere 
Form der verkürzten Dienstzeit nennen, besonders wenn man dieser 
tatsächlich zustrebt und sie nur, besonders durch die Schaffung eines 
starken Körpers von Berufsunteroffizieren, besser vorbereiten will. Der 
ganze Unterschied wäre eigentlich nur der, daß man mehr Leute für 
drei Jahre zurückhält, als in der Wehrvorlage geplant ist. Auf die 
Bevölkerung aber könnte durch eine geschickt geführte Preßkampagne 
unschwer eingewirkt werden. 
Wollen E. E. mich nicht mißverstehen: es liegt mir ebenso wie 
Ihnen am Herzen, eine möglichst vollkommene Armee zu besitzen; 
unter den heutigen äußeren und inneren politischen Verhältnissen 
würde ich mich aber zufrieden geben, wenn ich einstweilen jene Ver¬ 
mehrung an Rekruten erhielte, die wir unbedingt notwendig haben. 
Alles andere stelle ich in die zweite Reihe. Das käme später auf der 
Basis einer wohlkonzipierten, umsichtigen, weitblickenden Militärpolitik,
	        
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