Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

130.000 Mann zustimmen, aber noch mehr als das, man würde die 
Ausmerzung der auf Grund der Auslosung sich bildenden Ersatz¬ 
reservisten akzeptieren, das sind zirka 10.000 Mann, wodurch man in 
zehn Jahren 100.000 Mann bekäme. Dabei wäre in Aussicht zu 
nehmen, daß man von diesen Leuten manche, die den Anforderungen 
entsprochen haben, schon nach zweijähriger Dienstzeit entläßt. Er 
glaube, daß man dies in Ungarn durchsetzen könne, weil man die mit 
Einführung der zweijährigen Dienstzeit verbundenen Auslagen ersparen 
würde. 
Ich erwiderte ihm, daß dem nicht ganz so sei, da auch bei Bei¬ 
behalt der dreijährigen Dienstzeit sich Notwendigkeiten ergeben, deren 
Kosten jetzt für die zweijährige Dienstzeit eingestellt sind, z. B. für 
Ausbildungszwecke, für Unteroffiziere etc. 
Bolgär war darüber etwas erstaunt und äußerte, daß nach der 
Berechnung Schönaichs bei Beibehalt der dreijährigen Dienstzeit die 
Heeresreform im Ordinarium um 15, im Extraordinarium um 30 Mil¬ 
lionen billiger käme, als bei Einführung der zweijährigen Dienstzeit. 
Er fügte bei, daß er gekommen sei, um sich bei mir zu erkundigen und 
nichts unternehmen wolle, was meine Pläne störe. 
Ich sagte hierauf: „Wir wollen mehr Rekruten, weil wir Leute 
brauchen, und wir wollen Geld haben, um die Notwendigkeiten zu 
beschaffen; was sich in diesem Rahmen bewegt, findet meine Zustim¬ 
mung.“ 
Bolgär erwähnte nun, daß der neue Wehrgesetzentwurf viele 
Mängel habe Ich replizierte: 
„Gewiß! Bevor Sie fortsetzen, werde ich Ihnen selbst solche sagen, 
z. B. die Unteroffiziersfrage.“ 
Bolgär: „Jawohl!“ 
Ich: „Das Einjährig-Freiwilligenrecht nach sechs Mittelschul¬ 
klassen.“ 
Bolgär: „Jawohl, ganz richtig, wir in Ungarn verlangen keine 
weitere Begünstigung.“ 
Ich: „Sie sehen, daß ich die Mängel kenne und mit Ihnen auf dem¬ 
selben Standpunkte stehe; leider bin ich nicht durchgedrungen. Mir 
wäre der Beibehalt der dreijährigen Dienstzeit viel sympathischer, aber 
nur bei Erhöhung des Rekrutenkontingentes und Gewährung des erfor¬ 
derlichen Geldes.“ 
Am 17. November 1911 erhielt ich von Herrn von Bolgär nach¬ 
stehendes Schreiben, das eine zutreffende Charakteristik der damals in 
Ungarn bestehenden Verhältnisse bietet, weshalb ich es hier wiedergebe. 
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