Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Ferner kommandiert ja jetzt ein gewisser Ährenthal die Armee und 
bestimmt, was zu geschehen hat, und so lange solche Geister ... an 
der Spitze des Unternehmens stehen, sind wir, lieber Conrad, aus¬ 
geschaltet. So lange solche Leute trotz Thronfolger und Chef des 
Generalstabes das gewichtigste Wort zu reden haben, so lange ist 
unsere wohlgemeinte patriotische und schwarzgelbe Arbeit ganz proble¬ 
matisch. 
Unser wohldurchdachter Garnisonswechsel ist auch über den 
Haufen geworfen worden; darüber werde ich Ihnen mündlich einiges 
erzählen. 
Sehr neugierig bin ich, was der Herbst bringen wird; hoffentlich 
sehen wir bald einen neuen Kriegsminister, obgleich der noch jetzt 
leider existierende in seiner ritterlichen Art bereits eine kapitale Hetze 
gegen meinen Kandidaten losläßt; ... was natürlich an Allerhöchster 
Stelle entsprechend fruktifiziert wird. 
Auffenberg ... ist jetzt der einzig mögliche Kandidat... 
Auffenberg ist mir und Ihnen ergeben und wird ein famoses Gegen¬ 
gewicht bilden gegen diese ganze Clique, die uns aus dem Sattel 
heben will. 
Hoffentlich geht es Ihnen gut und können Sie sich jetzt einen 
ordentlichen Urlaub gönnen. Machen Sie mir im jugendlichen Übermut 
keine zu waghalsigen Sachen*) und erhalten Sie sich frisch, fröhlich 
und gesund für jetzt und die Zukunft. 
Mit herzlichsten Grüßen, lieber Conrad, bin ich Ihr stets 
aufrichtiger 
Erzherzog Franz, G. d. K.“ 
Im Sinne dieses Briefes hat nun Erzherzog Franz Ferdinand seinen 
Einfluß auf einen Wechsel im Kriegsministerium geltend gemacht und 
die Ernennung des Generals der Infanterie von Auffenberg, damals 
Kommandant des 15. Korps in Sarajevo, beantragt. 
Diese Wahl stieß jedoch auf starren Widerstand des Kaisers. 
Seine Majestät brachte sie gelegentlich einer meiner Audienzen zur 
Sprache und verlangte meine Meinung zu hören. 
Ich habe Seiner Majestät gegenüber die Wahl Auffenbergs warm 
vertreten und mir gestattet, verschiedene Einwürfe durch Entgegenhalt 
meiner Ansicht zu entkräften. 
*) Der Erzherzog wußte, daß ich nach Tirol gehe, wo ich stets 
einige Hochtouren zu machen pflegte.
	        
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