Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

für die Schlagbereitschait der bewaffneten Macht läßt es mir als Pflicht 
erscheinen, Eurer Kaiserlichen Hoheit machtvolle Einflußnahme in 
nachstehender Angelegenheit nicht nur rein dienstlich, sondern auch im 
Wege des vorliegenden Briefes zu erbitten. 
Die erste dieser Angelegenheiten betrifft die Ausgestaltung der 
Wehrmacht auf Grund des seinerzeit von mir vorgelegten Entwurfes, 
der nur deshalb keine Realisierung findet, weil das Reichskriegsministe¬ 
rium ihn gelegentlich der jüngsten Delegationsverhandlungen nicht ver¬ 
trat, und zwar trotz meiner wiederholten Vorstellung. 
Nunmehr sieht sich das Reichskriegsministerium selber bemüssigt, 
das Unzulängliche der seinerzeit geforderten Mittel einzugestehen und 
einen a. u. Vortrag zu erstatten, in welchem es dringende Mehr¬ 
forderungen stellt 
Ich habe diesem Vortrage eine eingehende Bemerkung zugelegt, 
welche auch Eurer Kaiserlichen Hoheit zur höchsten Kenntnis gelangen 
wird; außerdem unterbreite ich aber Eurer Kaiserlichen Hoheit eine 
kurze Zusammenstellung aller dringlichen Forderungen, wobei für 
einzelne derselben hervorgehoben erscheint, bis zu welchem endlosen 
Zeitpunkt gewartet werden müßte, wenn das vom Reichskriegsministe¬ 
rium dermalen eingehaltene Tempo nicht wesentlich beschleunigt würde. 
Außer den Mitteln für die materiellen und fortifikatorischen 
Erfordernisse erscheint es aber auch ganz unerläßlich, reichliche 
Summen für die Entlohnung jener Unteroffiziere flüssig zu machen, 
welche einige Jahre freiwillig über die Präsenz dienen und welche noch 
jung und unverbraucht das wertvollste Material für Frontunteroffiziere 
bilden, eine Frage, welche nur auf diesem Wege, niemals aber auf jenem 
des zwangsweisen Weiterdienens zu lösen sein wird. 
Die zweite Angelegenheit, wegen welcher ich es wage, mich an die 
höchste Einflußnahme Eurer Kaiserlichen Hoheit zu wenden, betrifft 
den Gamisonswechsel, und zwar insbesondere den auf die operativen 
Forderungen Bezug habenden Teil desselben, also vornehmlich die 
Truppendislokation im Grenzgebiete gegen Italien. 
Durch eine schamlose Publikation unserer ungezügelten Presse ist 
dieser Garnisonswechsel in die Öffentlichkeit gedrungen, ehe noch 
dessen Allerhöchste Sanktion erfolgte; es wäre nun von schwerwiegen¬ 
dem Schaden für die Schlagfertigkeitsbereitschaft der Armee, wenn 
etwa infolge dieser publizistischen Indiskretion eine Aufschiebung oder 
Unterlassung der beantragten Truppendislokation einträte. Zwar habe 
ich mich in dieser Angelegenheit heute brieflich an Exzellenz Baron 
Bolfras gewendet, aber eine gedeihliche Entscheidung dieser vitalen 
Frage vermag ich doch nur in der höchsten Einflußnahme Eurer Kaiser¬ 
10, Conrad II 
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