Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

den Ausführungen entspricht, die in Deinen a. u. Vorträgen vom 
23. April und 5. Mai d. J. niedergelegt smd. 
Ersterer kann künftigen Forderungen für Heereszwecke dann 
richtunggebend sein, wenn bei den maßgebenden beiderseitigen 
Ministerien sich vermehrte Bereitwilligkeit, Kredite zu bewilligen, Bahn 
gebrochen haben sollte-? 
Illusionen wird man sich da leider nicht hingeben dürfen. 
Der zweite Vortrag kam hieher, als die Wehrvorlage schon die 
Allerhöchste Stelle passiert hatte. Der Reichskriegsminister hatte Deine 
Bemerkung zum betreffenden a. u. Vortrage samt seiner Rückäußerung 
produziert, so daß Seiner Majestät im Gegenstände nichts entzogen 
war. Trotz alledem wurde gestern Dem Vortrag vom 5. d. Mts. 
umgehend noch an den Reichskriegsminister geleitet. 
Mehr ließ sich wahrlich hier ebensowenig tun, als man „Ver¬ 
gangenes“ nicht ungeschehen machen kann. 
So sehr ich besorgen muß, daß Dich mein vorstehendes Schreiben 
nicht befriedigen wird, so sehr hoffe ich, daß Du nicht zweifelst an 
meiner wahren, fest begründeten Hochschätzung und meinem besten 
Willen, in meinem Bereiche allem Guten förderlich zu sein. Die 
Erfahrungen langer Jahre mußten mich da aber recht bescheiden 
machen und darüber bin ich alt, zu alt geworden. 
Verehrend grüßt Dich herzlichst Dein ergebenster 
B o 1 f r a s, G. d. I.“ 
Zu diesen Sorgen trat noch jene für den Garmsonswechsel. Er war 
zum großen Teil auf operative Forderungen aufgebaut, die den ver¬ 
schiedenen Kriegsmöglichkeiten Rechnung trugen. Es war mir sehr 
daran gelegen, daß er unverändert durchgeführt werde. Eine grobe 
Indiskretion brachte den Antrag noch vor gefällter Entscheidung in die 
Presse, so daß die Gefahr bestand, ihn nun von vielen Seiten bekämpft 
zu sehen — aus politischen, lokalen und persönlichen Motiven, die sich 
erfahrungsgemäß oft in Form unglaublichster Einflüsse geltend 
machten. 
Zu dieser Zeit (Juni 1911) auf der Generalsreise befindlich, hatte 
ich mich in dieser Angelegenheit an Exzellenz Bolfras und mit folgen¬ 
dem Schreiben an Erzherzog Franz Ferdinand gewendet. 
„Malborgeth (Generalsreise), 25. Juni 1911. 
Eure Kaiserliche Hoheit! 
Ich bitte Eure Kaiserliche Hoheit, es nicht ungnädig aufzunehmen, 
wenn ich das vorliegende Schreiben Eurer Kaiserlichen Hoheit ehr¬ 
furchtsvoll unterbreite, aber die mich unablässig beschäftigende Sorge 
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