Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

daß vielmehr der Betrag von 250 Millionen Kronen als das Minimum 
bezeichnet werden muß, um den unabweislichsten Forderungen für den Aus¬ 
bau des Heeres und für die Reichsbefestigung gerecht werden zu können. 
Danach charakterisierte ich kurz die Stellung und die Pflichten des 
Chefs des Generalstabes wie folgt: 
„Er ist im Kriege das erste Organ des Armee-Oberkommandanten, 
daraus ergibt sich seine Verantwortung gegenüber Seiner Majestät und 
dem Armee-Oberkommandanten. 
Dem Chef des Generalstabes obliegen die konkreten Kriegsvor¬ 
bereitungen, hiebei kommt es nicht auf die Kriegs Wahrscheinlich¬ 
keit, sondern nur darauf an, ob ein bestimmter Krieg möglich oder 
nicht möglich ist. 
Ist er möglich, dann muß hiefür alles vorgesehen werden. 
Diese Sorge liegt aber bei der geographischen Lage der Monarchie 
für mehrere Kriegsfälle vor und ist daher sehr schwer, weil je nach dem 
Charakter des Kriegsschauplatzes verschieden. Es liegt auf der Hand, 
daß das russische Flachland, die italienische Tiefebene mit ihren Kulturen, 
der Karst im Südosten, das Hochgebirge Tirols verschiedene Forderungen 
stellen. 
Bei Bearbeitung der konkreten Kriegsvorbereitungen — also der 
Fragen, wo und wie die Armee versammelt wird, wie sie operativ ver¬ 
wendet werden soll, wie der Verlauf der Operationen möglicherweise 
werden kann — kommt man darauf, was beschafft werden muß, und 
zwar, was schon im Frieden beschafft werden muß, was während der 
Mobilisierung beschafft werden kann und was eventuell während des 
Krieges noch beschafft werden könnte. 
Der Chef des Generalstabes leitet aus diesen Arbeiten die Forderun¬ 
gen, z. B. bezüglich Munition, schwerer Artillerie, Befestigungen, Eisen¬ 
bahnen, Kriegsbrücken-Equipagen, Getirgs-, Sanitäts- und Train-Aus¬ 
rüstung etc. ab, kann aber seine Forderungen nirgends persönlich ver¬ 
treten, wie etwa der Marinekommandant, als Experte im Ministerrat 
oder vor den Delegationen. 
Entweder vertraut man dem Chef des Generalstabes, oder man lasse 
ihn wenigstens seine Anträge eingehend motivieren. 
Letzteres fand nicht statt, sondern wurde nunmehr erst nachträglich 
verfügt. 
Die Motivierung der Anträge bedingt die Berührung operativer 
Fragen, also der strengsten Geheimnisse.“ 
Hierauf trug ich die Genesis der Lage seit Flerbst 1906 (Antritt 
meiner Stellung) vor und kündigte an, jene Mehrforderungen zu 
detaillieren und zu begründen, die ich für mindestens nötig erachte. 
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