Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

40 Infanteriedivisionen von Haus aus gegen Rußland gewendet werden, 
so daß zusammen etwa 80 Divisionen gegen die zirka 57 bis 58 russischen 
Infanteriedivisionen zu stehen gekommen wären. 
Die rumänischen 10 Divisionen sind hiebei nicht in Rechnung gezogen, 
da es doch nicht völlig klar liegt, daß dieser Staat von Haus aus aktiv 
auftritt und auch nicht gewiß ist, ob Rumänien nicht ganz oder teilweise 
durch Bulgarien gebunden wird. 
Major Baron Bienerth meldet mir, daß nach dortseitiger Ansicht 
deutscherseits nur 32 Infanteriedivisionen im Gebiet Preußens östlich der 
Weichsel aufmarschieren würden, da ein Mehr in diesem Raum überhaupt 
nicht zu placieren wäre. 
Für den Aufmarsch der diesseitigen 40 Divisionen ist ein Raum ge¬ 
wählt, welcher eher enger ist, als das deutsche Gebiet östlich der Weichsel. 
Es entzieht sich aber meiner Beurteilung, inwieweit dort Wald, See 
und Sumpfgebiete diesen beengenden Einfluß üben, es daher nicht möglich 
ist, noch weitere 8 Divisionen östlich der Wechsel zu versammeln. 
Um diese Kraft aber auch noch gegen Rußland einzusetzen, bliebe 
vielleicht die Möglichkeit, sie knapp westlich der Weichsel (Thom, 
Bromberg, Inowrazlaw) zu konzentrieren und sie dann über die Weichsel 
gegen den unteren Narew zu dirigieren. 
Äußerstenfalls vermöchten sie nach vorheriger Versammlung westlich 
Kalisz auch über Kalisz—Lodz vorzugehen, um aufwärts von Warschau 
die Weichsel zu übersetzen. Es ist kaum anzunehmen, daß diese Kräfte 
einen Luftstoß machen würden, da es kaum wahrscheinlich ist, daß 
russischerseits der Raum Warschau—Brest—Bjalystok von Truppen 
entblößt sein wird. 
Allerdings ist die Strecke von Kalisz zur Weichsel 220 Kilometer 
lang, bedingt also etwa 10 Märsche, daher ein spätes Eingreifen dieser 
Kräfte und erschiene es deshalb zweckdienlicher, letztere, wie früher 
erwähnt, im Raum westlich Thorn zu versammeln. 
Selbstverständlich liegt es mir fern, diese Ausführungen für etwas 
anderes zu halten, als die bloße Wiedergabe meiner diesbezüglichen ganz 
allgemeinen Anschauungen. 
Was nun den Aufmarsch der diesseitigen Hauptkraft anlangt, so ist 
dieser im mittleren Teil Ostgaliziens und in der Absicht gedacht, durch 
Offensivbeginn mit dem linken Flügel zunächst das ungünstige Verhältnis 
auszugleichen, welches für die eigenen Kräfte darin besteht, daß 
russischerseits durch einen Stoß westlich der Linie Kowel—Lemberg alle 
Verbindungen der eigenen Hauptkräfte empfindlichst getroffen und diese 
vom Hauptgebiet der Monarchie ab gegen die Waldkarpathen gedrängt 
werden können. 
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