Volltext: 1910 - 1912 (Zweiter Band / 1922)

Am 30. August wurden die aus 27 ausländischen Offizieren bestehen¬ 
den Missionen durch Bundes-Vizepräsident Ruchet empfangen und reisten 
nach einem Dejeuner im Berner Hof noch nachmittags nach Solothurn. 
Von dort wurde täglich mittelst Bahn in das Manövergebiet gefahren. 
Am 31. August und 1. September wohnten wir Übungen der 
3. Division und der kombinierten Kavallerie-Division bei. So dem 
nächtlichen Brückenschlag bei Büren. Am 2. September der Truppen¬ 
lnspektion bei Biehl, am 3. September jener bei Porentruy. 
Den Rasttag am 4. September benützten wir zu einem Ausflug mit 
der Jungfrau-Bahn. 
Am 5., 6., 7. und 8. September nahmen wir an den Schlußmanövern 
teil, deren Grundidee, wie schon erwähnt, der Einbruch südwestlich 
Basel und dessen Abwehr durch eigene Offensive war. 
Im Rahmen dieser Annahme ging die Westpartei (5. Division und 
Kavallerie-Division) von Porentruy, die Ostpartei (verstärkte 3. Division) 
aus dem Raume nördlich Biel und Solothurn auf Delemont, wo sich 
vom 5. bis 8. September die Manöver abspielten. 
Nach der durch Oberst-Korpskommandant Wille auf dem Manöver¬ 
feld gehaltenen, äußerst sachlichen Besprechung verabschiedeten wir uns 
von den Schweizer Offizieren und fuhren nach Solothurn. Dort trennten 
sich die Missionen und kehrten in ihre Staaten zurück. 
Der Dreibund war durch den deutschen General der Kavallerie Gral 
Schlieffen (Gouverneur der Festung Mainz), durch den italienischen 
Generalleutnant Frugoni, dessen während der Manöver erfolgte Ernen¬ 
nung zum Kommandanten des X. Korps (Rom) wir kameradschaftlich 
gefeiert hatten, und durch mich vertreten. 
In dankbarster Erinnerung gedenke ich der großen Liebenswürdig¬ 
keit und sachgemäßen Unterstützung, die wir seitens aller Schweizer 
Herren fanden, insbesondere jener des allverehrten Oberst-Korpskomman¬ 
dant von Sprecher, dann unserer Begleiter am Manöverfeld Oberstleutnant 
Tscharner und Major Favre. 
Von meinem Aufenthalt in der Schweiz nahm ich die besten Ein¬ 
drücke hinsichtlich des Schweizer Heerwesens, sowie viele Anregungen 
und Erfahrungen mit. Darunter auch die, daß das Milizsystem nur dann 
Ersprießliches zu leisten vermag, wenn es auf Bedingungen aufgebaut 
ist, wie ich sie in der Schweiz vorgefunden habe. Vor allem der absolut 
einheitliche politische Wille des Volkes, unter Ausschluß jeder national¬ 
politischen oder sozialpolitischen Feindschaft zwischen den Parteien. 
Also auch der Wille aller, zum Schutze des gemeinsamen Vaterlandes 
ein starkes, nur von einem Geist beseeltes, scharf disziplinier¬ 
tes Heer zu besitzen. Wo es an diesem Willen, an diesem Geist und 
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