Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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das nahe Juvavum zu einer Kolonie, hielt große Heerschau in Norikum und 
Rhätien1) und machte treffliche Anstalten zur Vertheidigung der Reichsgränze, 
besonders von der oberen Donau bis zum Rheine hin, wo noch eher eine Gefahr 
zu drohen schien. Sowohl unter ihm, welcher im J. 138 starb, als seinem 
Nachfolger Antoninus Pius, der vom den Römern und auswärtigen Völ¬ 
kern gleich hochgeachtet war, herrschten Ruhe und Wohlstand in den Provinzen 
an der Donau und in unserem Lande, bis auch ihn der Tod im J. 161 dahin¬ 
raffte. Doch noch während seiner Regierung bereitete sich ein fürchterliches 
Ungewitter vor, welches nun dem Ausbruche nahe kam. Im Norden der Kar¬ 
pathen war eine große Bewegung unter den Völkern entstanden, worunter be¬ 
sonders die Slaven sehr zahlreich waren; sie drängten die vorwärts woh¬ 
nenden Deutschen und Sarmaten nach Westen und Süden, und diese brach¬ 
ten wieder andere in Bewegung; ein großer Bund bildete sich zwischen sarma- 
tischen und vorzüglich deutschen Stämmen. Die sonst den Römern treuen Her¬ 
munduren, die Narisker, Markomannen, Quaden und Sueven, die Jazygen, 
sarmatischen Ursprunges in Unterungarn zwischen der Gran, Donau und Theiß, 
die Burier an der oberen Theiß, jenseits derselben die Victofalen und andere 
Stämme noch östlicher und nordöstlicher am Dnieper und Dniéster, vereinigten 
sich zu Einem großen Zwecke 2). Einige der vor den nachrückenden Slaven oder 
anderen Völkern flüchtigen Stämme forderten von den Römern Land, ober kün¬ 
digten Krieg an; besonders regten die Victofalen und Markomannen Alle zum 
Kampfe auf3). Diese standen damals unter dem Könige Ballo mar; auch 
die Quaden hatten einen eigenen König, dessen Name unbekannt ist. Die Haupt¬ 
macht der Römer war eben in dem parthischen Kriege beschäftigt, den Lucius 
Verus, Mitregent Marc-Aurels, führte; in Pannonien und Norikum lagen 
nur wenige Truppen, da brach plötzlich der Völkersturm über diese Provinzen 
los, es begann im J. 165 der sogenannte markomannische Krieg. Der Schau¬ 
platz desselben waren Pannonien, das anstoßende Norikum und das Land der 
Markomannen und Quaden im Norden der Donau 4). Die Römer konnten 
zuerst nichts thun, als die heranstürmenden Feinde so viel als möglich aufhalten, 
bis Truppen aus dem Oriente angekommen seyn würden5); doch rückten die 
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1) Rudhart's Baiern S. 46. 
2) Julius Capitolinus in Masco Aurelio, c. et 22. Scriptores historiae augustae sex. 
Biponti 1787. 
3) L. c. 14. Profecti itaque sunt paludati ambo imperatores, Victofalis et Marco¬ 
mannis cuncta turbantibus, aliis etiam gentibus, quae pulsae a superioribus bar¬ 
baris fugerant, nisi reciperentur, bellum inferentibus. 
4) Dio Cassius LXXI. 3. 
5) Julius Capit, c. 12. Dum parthicum bellum geritur, natum estrnarcomannicum, quod diu 
eorum, qui aderant, arte suspensum est, ut sinito jam orientali bello Marcomannicum agi possit.
	        
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