Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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als er aber nur mehr fünf Tagemarsche von ihm entfernt und die Verbindung 
nahe war, erscholl plötzlich die Kunde, ganz Pannonien sey im Aufstande, die 
benachbarten illyrischen Stämme hätten sich ihnen angeschlossen und ein Theil 
derselben ziehe schon gegen Italien hin. Da schloß Tiberius schnell einen für sich 
günstigen Frieden mit Marbod 1), doch dieser versäumte die beste Gelegenheit, 
Roms Macht zu brechen; denn drei Jahre dauerte der gefährliche, fürchterliche 
Kampf der Römer mit den Rebellen, bis sie bezwungen wurden2). Die No¬ 
riker hatten keinen Antheil an diesem Aufstande genommen, auch Marbod lebte 
in Frieden mit den Römern, und selbst als Hermann (Arminius) der Cherus¬ 
ker im neunten Jahre nach Christus im Teutoburgerwalde Roms Legionen unter 
dem Feldherrn Varus vertilgte und siegreich vordrang, blieb er ruhig und that- 
los in seinem Lande. 
Es brach vielmehr später, im J. 17, ein gewaltiger Kampf zwischen Her¬ 
mann und Marbod aus, die Hauptschlacht blieb unentschieden, doch zog sich 
dieser ein wenig zurück auf eine bessere Stellung, da verließen ihn Viele und er 
begab sich in seine Burg zurück. Er suchte Hilfe bei den Römern3), doch diese 
stifteten vielmehr Uneinigkeit in seinem Lande und von ihnen unterstützt brach 
Kattwald (Katualda), Fürst der Gothonen, den er einst vertrieben hatte, gegen 
ihn los, viele Edle sielen von Marbod ab, sein Land und seine Residenz wurden 
erobert; dies geschah Römern3), J. 19 n. Ch.4). Als ein Flüchtling erschien er mit 
seinem Gefolge im römischen Lande am rechten Ufer der Donau und suchte einen 
sicheren Aufenthalt. Kaiser Tiberius wies ihm Ravenna an, wo er noch 18 Jahre 
lebte und endlich rühmlos starb 5). 
Aber auch Katuald genoß nicht lange die Früchte seines Sieges, schon im 
J. 21 wurde er von Vibillius, dem Fürsten der Hermunduren, mit Unter¬ 
stützung der Römer vom Throne gestürzt; er begab sich ebenfalls Schutz su¬ 
chend zu den Römern und bekam seinen Aufenthalt im narbonnensischen Gal¬ 
lien zu Forum Julium (nun Frejus). Seine bedeutende Genossenschaft, welche 
die Römer nicht in das Innere des Landes ziehen lassen wollten, und die Mar¬ 
komannen, welche sich früher mit Marbod zu ihnen geflüchtet hatten, erhielten 
nun Wohnplätze jenseits der Donau zwischen den Flüssen Cusus und Marus; 
sie gründeten dort eine Herrschaft und erhielten den Vannius, einen Quaden 
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1) Tacit, ann. II. 26. Aurelius Victor epitome 8. Maroboduum Suevorum regem callide 
circumvenit. 
2) Suetonius in Tiberium c. 16. Dio Cassius 1. 35 c. 29, 33, 34. 
3) Tacit annal. II. 44, 46. 
4) Tacit, annal. II. 26. — Is. (Catualda) valida manu fines Marcomannorum ingreditur cor- 
ruptisque primoribus ad societatem, irrupit regiam castellumque juxta situm. 
5) L, e. c. 63.
	        
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