Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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öfters von keltischen Göttern und ihrem Kultus die Rede ist. Eine geschlossene 
Priesterkaste, mächtig geachtet, wie in Gallien, scheinen sie wohl daselbst nicht 
ausgemacht zu haben, allein die Nachrichten über die Kelten und ihre Religion 
in unseren Gegenden sind doch viel zu sparsam und unbedeutend, als daß man 
schließen dürfte, es wären gar keine Druiden und Druidinnen hier gewesen. Dies 
wäre höchst sonderbar und fast unbegreiflich; denn auch unsere Kelten hatten 
gallische Religion, Götter und Kultus, dazu mußten sie Priester haben, und 
eben auf Druiden und besonders Druidinnen deutet so mancher Aberglaube hin, 
der noch nicht ganz verschwunden ist, vorzüglich bei den Bewohnern unserer Berge 
und Wälder, z. B. der Glaube an Truthen, ihre Wissenschaft, Macht und 
schädlichen Einfluß auf den Menschen, an ihre Zauberkünste, an den Truthen- 
fuß (das mystische Fünfeck der gallischen Druiden) u. s. w. Die Hauptlehren 
der keltischen Religion waren gewiß auch jene bei unseren ältesten Bewohnern, 
die höchsten Götter der Gallier auch ein Gegenstand ihrer Verehrung, aber wie 
schon in Gallien selbst verschiedene Provinzen und Stämme auch eigenthümliche 
Götter hatten, die sie mehr als andere verehrten, so war dies auch bei den No- 
rikern der Fall. Als ein solcher Gott erscheint bei ihnen vorzüglich Belen, 
auch Belin, Abellio genannt, an seinen Kultus erinnern besonders ein Denk¬ 
stein bei Klagenfurt1) und Denkmäler zu Aquileja und Grado, worauf der 
Name Bilienus erscheint; auch Tertullkanus spricht von Bellenus als dem 
Gotte der Noriker2), Beel soll im Keltischen heilig bedeuten; so viel ist 
gewiß, daß der Kultus des Baal, bei den Babyloniern Bel genannt, im 
Orient sehr verbreitet war; er stellte die Sonne vor, welche im Irländischen 
Beal heißt. 
Dieser Belen wurde in Gallien, besonders im jetzigen Elsaß und im süd¬ 
lichen Frankreich, verehrt3), und wurde auch Apollo Grannus, der Sonnengott, 
der Schönhaarige, genannt; die Heilquellen waren ihm, als den Geber der Ge¬ 
nesung, besonders gewidmet, daher die Inschriften »Fonti Beleno” vorkommen, 
unter andern zu Aquileja, wo ein Hauptsitz seines Kultus und seiner Orakel zur 
Zeit der Römer war4). Da nun daselbst auch viele Eisenwerkstätten und der 
vorzüglichste Platz des Handels mit solchen Waaren gewesen sind, so halten ihn 
auch Manche für den Schutzgott der Eisenarbeiter, besonders da Balaion 
Stahl und Eisen bedeuten soll. Uebrigens war das Bilsenkraut, Beli- 
nuncia, Apollinaris genannt, eine ihm geheiligte Pflanze, womit mancher 
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1) Ankershofen, Kärnthen, I. Heft S. 50. Erläuterungen S. 60. 
2) Apologia c. 24. Unicuique provinciae et civitati siius est deus, ut Noricis Bellenus, 
3) Mone, Gefch. des nördlichen Heidenthumes, II. 6. S. 337, 345. 
4) Ankershofen, Gesch. von Kärnthen, I. H. zweite Abtheilung S. 60.
	        
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