Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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und das Ende des dreizehnten Jahrhundertes war der eigentliche freie Bauern¬ 
stand schon ziemlich zahlreich und im Besitze von vielen Aeckern und Häusern. 
Eines wollen wir zuletzt noch berühren, den Zustand der Religion in jener 
sonderbaren Zeit. Mancher alte Aberglaube aus dem deutschen Heidenthume 
herrschte noch im Verbände mit christlichen Lehren, fest hing man am Alten 
und Hergebrachten aus den vorigen Jahrhunderten, noch bestanden die Orda- 
lien, durch welche so mancher Unschuldige zu Grunde ging und entehrt dahin¬ 
sank. Fanatismus verdrängte oft jede Duldung und Menschlichkeit und auf den 
großen Kreuzzügen wurden manche Strecken ausgeplündert, Tausende von 
Juden ermordet, im traurigen Wahne und in beschränkter Einsicht. Und doch 
ist auch hier Eine schöne Seite unbestreitbar, jene hohe Begeisterung für Re¬ 
ligion und Kirche! Hunderttausende verließen ihre Burgen oder Häuser, ihre 
Gattinnen und Kinder, um für die heiligen Orte ihres Glaubens und ihre dorti¬ 
gen Mitbrüder zu kämpfen und zu sterben; es fanden auch die meisten ihr 
Grab auf fremder Erde unter Haufen von Erschlagenen, durch Pest, Noth 
und Verrath. 
So sehr sie am Irdischen, an Besitz und Gütern hingen, so war ihr Blick 
doch noch mehr auf das Höhere gerichtet und sie scheuten kein Opfer, keine 
Mühe und Beschwerde. Diese ihre Richtung in Glauben und Liebe zum Himm¬ 
lischen hin bezeugen auch die großen Tempel, die schon in jener Zeit begannen, 
und Bilder deutscher Kraft und Größe sind. Einst waren die Wälder die Orte 
ihrer Versammlungen, unter hohen Eichen ihre Altäre, die schauerliche Stille 
und das Wehen des Windes, das Sinnbild der Nähe ihrer Götter; hoch er- 
baueten sie auch jetzt ihre Tempel, die Säulen schlank, doch stark wie deutsche 
Eichen, ragten hoch empor, das Auge sah entzückt den glühenden Farbenglanz 
religiöser Gemälde und diese weckten wieder zu neuer Begeisterung und An¬ 
dacht auf! 
Die meisten Burgen sind gefallen, nur traurige Ueberreste blicken von den 
Felsen in die Thäler, die Eulen hausen in den Gemächen einstiger Willkür und 
der edelsten Familien, aber die Tempel stehen noch, wie das Ewige, die Religion 
und die fromme Sitte unvergänglich sind. 
In diesem großen Zeitraume mag wohl unser Land am meisten geblüht 
haben unter den Ottokaren von Steyer, und den Babenbergern H. Leopold VI., 
Friedrich I. und Leopold dem Glorreichen. Friede und Ruhe herrschten, milde 
regierten die Fürsten, die Künste hoben sich, ein gutgeartetes, fröhliches Volk 
wohnte in unseren Gauen. Aber bald nach Leopolds VII. Tode verstummten die 
Gesänge der Freude, der Waffenklang trat an ihre Stelle, ein Kampf folgte 
auf den anderen und der Glanz der Siege H. Friedrichs II. machte das Volk
	        
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