Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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an der Donau), unterhalb eine Stunde das alte Haichenbach (Haien¬ 
bach) 1), vielleicht auch schon Ranariegl (nun Ranariedl genannt); dann 
erscheint urkundlich ein Rudolf von Sarli nes pach (nun Sarteinsbach) 2). 
Zu den mächtigeren und reicheren Dynasten jener Gegenden gehörten aber 
die Herren von Falken stein; ihre Burg dieses Namens am linken Ufer 
des Baches Ranna auf einem dreifachen Felsen erbauet, unweit von Ranariedl, 
war eine der festesten im ganzen Lande, ihre Ruinen erregen noch Staunen und 
Bewunderung. Die Falkensteine sind wohl ein Zweig der alten Grafen im 
Chiemgau oder der Plaine; wann sie einwanderten, ist unbekannt, vielleicht 
schon viel früher. In Urkunden des Landes ob der Enns erscheinen sie wenig¬ 
stens um die Mitte des zwölften Jahrhunderts, und ein Calhoh, Cha- 
delh oh oder Chadelaus von Falkenstein tritt auf als Zeuge im J. 1163 3) 
und 1180 4); doch war dies ein bleibender Name in dieser Familie. Ihr Be¬ 
sitzthum erstreckte sich von den Bergen an der Donau bis zur Gränze Böhmens 
hin; doch mußte das Meiste erst urbar gemacht werden. Weit zog sich der 
Nordwald herab, der Aufenthalt von Bären und Wölfen, und gab Raum 
genug zur Jagd für die kühnen Ritter. Bei einer solchen Gelegenheit, wie die 
alte Sage erzählt, verirrte sich einst der damalige Herr von Falkenstein, Cal- 
hohus, in dem ungeheuren Walde und mußte die Nacht in der schauerlichen 
Wildniß verleben. Ganz ermüdet von der Jagd suchte er einen Raum, um 
seine Lagerstätte aufzuschlagen, da fand er einen Holzschlägel, der von einem 
Holzhauer zurückgelassen worden war, und er legte sein Haupt auf diese unbe¬ 
queme Unterlage. Allein Ruhe war ihm nicht beschieden, ein schrecklicher 
Sturm mit Ungewitter erhob sich, und in seiner Nähe ertönte das Geheul hun-- 
geriger Wölfe. Da betete er zu Gott um Schutz in dieser fürchterlichen Nacht 
und gelobte zu Ehren der heil. Maria auf diesem Platze ein Kloster zu stiften; 
nun fuhr plötzlich ein Blitzstrahl in der Nähe nieder, die Wölfe flohen heulend 
davon und Calhohus war gerettet. Als der Morgen heranbrach und das Dunkel 
des Waldes erhellte, fand er bald den Ausweg aus dieser Einsamkeit und kam 
glücklich zu seiner Burg, die nicht ferne von seinem nächtlichen Aufenthalte 
stand. — Mag nun an dieser Sage etwas Wahres seyn, oder nicht, so viel 
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1) L. c. S. 493 Nr. XXIV. in einer Urkunde von Wilhering vom J. 1206 kommt vor: 
Chunrardus de Haichenpach neben Walchunus de Wessenperch. 
2) L. c. S. 484 Nr. XV., I. 1180. Rudolf de Sarlinespach.( Man vergleiche über diesen 
Gegenstand: Ieitschrist des Museums zu Linz, 1843: Die Burgen und Schlosser im oberen 
Muhlviertel, Nr. 18 u. s. w., von Dr. Leop. Wagner. 
3) Kurz, II. S. 447, I. 1163. Urkunde von Lambach. 
4) Stülz's Wilhering, S. 484, XV., I. 1180. Ex nobilibus laicis: Chadelaus de Fal- 
chenstein.
	        
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