Volltext: Geschichte des Landes ob der Enns. Erster Band (Erster Band 1846)

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Bächen hervor, die offenbar slavischen Ursprungs sind. Schon nach der Urkunde 
von 853 befanden sich Baiern und freie Slaven in der Gegend zwischen 
der Aist und Naarn; in Urkunden des Klosters Garsten und St. Florian 
werden öfters Slaven als Bewohner des unteren Mühlkreises erwähnt, so der 
slavische Mansus bei Ziduinisberge 1), und die Kolonie der Slaven zwi¬ 
schen der Feld- und Waldaist 2) ; besonders in diesen Gegenden erscheinen 
slavische Namen, z. B. die Bäche Jowernitz (Jaunitz bei Freystadt), Fla- 
nitz, Feistritz 3), die beiden Fißnitz in der Pfarre Wartberg und das 
Dorf gleichen Namens 4), Longwitz in der Pfarre Ried, Trebeie, Tra¬ 
besse 5), Dobra bei Pergkirchen; die Ortschaften Kötschka, Clam, Chulm, 
Witra6), ein Dorf und Bach, Krouczen (Kreuzen), Zwettl (vom slavischen 
Zwietlo) rechnen Einige auch dazu. In den oberen Gegenden kommen jedoch 
fast nur deutsche Namen vor 7). 
In das kultivirte Land und auch in das unkultivirte, welches nach und 
nach urbar gemacht wurde, theilten sich im eilften und zwölften Jahrhunderte 
mehrere freie Güterbesitzer und einzelne Adelige, die auch in den Urkunden jener 
Zeit erscheinen, besonders aber mehrere alte vornehme und mächtige Familien, 
die größtentheils aus den Gegenden des jetzigen Baierns hieher gezogen waren. 
Sie kamen schon mit großem Gefolge nach damaliger Sitte in das Land, kulti- 
virten es, baueten sich feste Burgen gegen feindliche Ueberfälle, siedelten viele 
Leute an und stifteten Kirchen und Klöster. Zu diesen Familien gehörten nun 
(vom unteren Mühlkreise angefangen) die sogenannten Herren von Mach- 
landt, wahrscheinlich ein Nebenzweig jener von Burghausen, welche in 
der Stiftung von Baumgartenberg und Waldhausen als Zeugen die ersten 
Plätze einnehmen, oder jener von Peilstein, welche beide Familien in den 
Gegenden am linken Ufer der Donau, besonders im jetzigen Unterösterreich, 
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1) Kurz, II. Urkunde Nr. XII. 
2) Stütz, St. Florian, S. 240. Urkunde XVIIl. 1125. Et tandem Inter duos bnomios 
fluvios, qui dicuntur Aggist usque ad terminos boemensium. Unter diesen ist wohl 
nur eine Kolonie von Slaven zu verstehen, S. 241. 
2) Kurz, IV. S. 495. 
3) Stütz, l. c. S. 238. Urkunde XVIII. Predium v i s i n i s s e, S. 240. 
5) Stülz, l. e. Urkunde XVII. S. 235, J. 1125. Predium Marcwardi trebeie, predium 
trebesse; ähnliche slavische Namen kommen wenigstens auch in der Steiermark vor; z. B. 
Trefoi, Trofessen u. s. w. 
6) L. c. Witro in der Filiale Allenberg in der Nähe von Wildberg. 
7) Doch ist zu bemerken, daß in einem Bezirke des oberen Mühlkreises noch immer die 
Leute sagen: Gad Hanns, Gad Mörten, Gad Ura, Gad Gewey (Gewal?), anstatt 
St. Johann, St. Martin, St. Ulrich, St. Gotthard; — ob nicht Gad ein altslavisches Wort 
ist, welches eigentlich Hütte oder Kirche von Holz, und Gad Gewey öffentlichen Ver¬ 
sammlungsort bedeutet? (nach Jungmann's Lexikon).
	        
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